Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809

Der Grazer Schloßberg 1309. 305 Insurrektionstruppen an sich zu ziehen, um sich zu verstärken und dann erneuert vorzugehen. Am Grazer Schloßberg hatte man inzwischen soviel als möglich geleistet. Gleich nach seinem Eintreffen am 22. Mai hatte Erzherzog Johann die Festung besichtigt und mit Hackher eine lange Beratung gepflogen. Schon am 28. Mai wurde die untere Murbrücke ab­gebrochen und die obere bis auf einen schmalen Durchgang mit Brettern verschalt. Als am 29. abends die letzten Truppen passiert waren, wurde der Durchlaß geschlossen und ein Teil der Brücke abgetragen. Um 8 Uhr abends erhielt Hackher vom FML. Frimont den Befehl, die Stadttore zu besetzen und nur mit Kapitulation zu räumen, um Zeit zu gewinnen und ein rasches Nachdrängen des Gegners, insbe­sondere mit Geschütz, zu verhindern. Demnach bezogen sechs Offiziere und 240 Mann die Torwachen und hatten den Auftrag, sich erst auf das Zeichen mit der Sturmglocke gegen die Festung zurückzuziehen. Am 30., 3 Uhr früh, verließ die letzte Abteilung der österreichischen Nachhut die Stadt und fast zu gleicher Zeit traf die französische Division Grouchy in der Murvorstadt ein ’). Ein Parlamentär erschien am Ufer, wurde überschifft und auf die Festung geführt* 2 3). Der General forderte Übergabe der Stadt und Festung, indem er auf das Schicksal von Predil, Malborghet, Laibach und Präwald hin wies8). Zugleich brachte er, um seinem Verlangen Nachdruck zu geben, vier Haubitzen in Stellung. Hackher antwortete, er habe den bestimmten Auftrag, den Schloßberg mit aller Hartnäckigkeit zu verteidigen; die Stadt wolle er aber am 31. unter der Bedingung übergeben, daß von der Stadtseite nichts Feindliches gegen die Festung unternommen werde 4). Grouchy drohte hierauf mit dem Feuer um 3 Uhr nachmittags zu be­ginnen, wenn er bis dahin keine befriedigende Antwort habe5 *). *) Beiträge, 1507 b. 2) Levee: „Der betreffende Offizier war 1803 lang in Graz ge­wesen und belustigte sich nicht wenig über das höchst umständliche Verbinden der Augen, wo er "Weg und Steg genau kannte.” 3) Siehe Anhang I a. 4) Anhang I b. 5) Anhang I c. Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchivs. Dritte Folge. V. Bd. 20

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