Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809

306 V e 11 z é. Nun erklärte Hackher bis 3 Uhr 30 nachmittags die Stadt unter den erwähnten Bedingungen räumen zu wollen, zugleich selbe der Schonung des Generals emp­fehlend. Den Schloßberg könne er nicht übergebenJ). Grouchy ging nach einigem Zögern auf diese Bedingungen ein* 2) und gleich darauf ertönte die große Glocke als Signal zum Rückzug der Torwachen. Auf solche Art hatte Hackher fast zwölf Stunden Zeit gewonnen. Tat­sächlich wurde auch keine Verfolgung seitens der Franzosen eingeleitet. General Mac don aid traf inzwischen ein, empfing- durch eine Bürgerdeputation die Schlüssel der Stadt und um 5 Uhr nachmittags hielt der Feind über die rasch hergestellten Murbrücken seinen Einzug. Merkwürdigerweise bezogen anfangs die Franzosen mit der Grazer Bürgerwehr gemeinsam die inneren Wachen3). Diese Maßregel dürfte sich aber nicht bewährt haben, weil später nicht mehr davon die Rede ist und das Bürgerkorps immer dann erst wieder in Aktion trat, wenn die Feinde den Platz geräumt hatten. Das Verhältnis zwischen der Ein­quartierung und der Bewohnerschaft scheint zu dieser Zeit recht gut gewesen zu sein, was daraus hervorgeht, daß viele Offiziere gleich die alten Quartiere bezogen, welche sie 1805 innegehabt, Besuche machten etc. Man behauptet zwar, 1805 hätten die Franzosen besser Mannszucht gehalten; immerhin kam es während der ganzen Zeit der feindlichen Okkupa­tion zu keinen größeren Ausschreitungen. Am flachen Lande aber, wo die Truppe, stark verteilt, nicht stets unter den Augen ihrer Kommandanten stand, da war der Druck un­erhört und Raub und Plünderung tägliche Erscheinungen. Der Feind lagerte teils in der Stadt, am Glacis, am Haupt­platz, in der Jacominivorstadt, teils in Eggenberg. Grouchy marschierte am 1. Juni mit seiner Division nach Bruck und General Broussier richtete, als Kommandant des Blockade­korps, an Hackher neuerlich die Aufforderung, sich zu er­’) Anhang I d. 2) Anhang I e. 3) Diese Tatsache wird öfter erwähnt, der Zweck ist nicht recht einzusehen. Vielleicht wollte man bei einem eventuellen Einschreiten sprachkundige Intervention?

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