Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie
Ein Beitrag zur vaterländischen Kartographie. 9 so hat er den Aufbau dazu geliefert, boten jene die Hauptzüge, so hat er in lebenslanger mühseliger Arbeit das Detail dazu herausgemeißelt.” 1) In der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ruhte in Deutschland die kartographische Tätigkeit fast gänzlich. Frisches Leben regte sich erst wieder in der zweiten Hälfte des XVII. und am Beginn des XVIII. Jahrhunderts. Im Jahre 1702 gründete Johann Baptista Homann* 2 3) (1664—1724) in Nürnberg seine Offizin und mit ihm erwachte das kartographische Leben zu neuer Blüte. Obwohl der Homannische Kartenhandel den Markt beherrschte und der Stich der Karten zu den vorzüglichsten Leistungen zeitgenössischer Kartographie gehörte, standen doch seine Werke, was wissenschaftlichen Wert anbelangt, gegen jene Delisles zurück. Was Sanson für Frankreich, Homann für Deutschland, war Moll für England. Dem Kupferstecher stand es frei, fremde Originale zu kopieren, er konnte den Namen des Autors weglassen und den seinigen einsetzen.s) Zwischen den Originalkarten und den Kopien, welche sich in solche mit und ohne Angabe des Autors schieden, standen die kombinierten Blätter. Beim Gradnetz vermißte man die Angabe des Anfangsmeridians für die geographischen Längen, während die Breiten nicht wirklich beobachtet, sondern oft nur mangelhaft berechnet wurden. Das Material4) für die Landkarten war Papier, Leinwand, Seide etc. Für besonders wertvolle, gezeichnete Karten verwandte man Pergament. *) Sandler, Die Reform, d. Kartogr. um 1700, 23. 2) Sandler, Joh. Bapt. Homann (Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde, Berlin 1886, 328—384) und „Die homännischen Erben” (Zeitschr. f. wissenschaftliche Geogr., Weimar 1890, VII, 333, 418). — Ferner Rüge, Aus der Sturm- und Drang-Periode der Geographie (Zeitschr. f. wissensch. Geogr., Weimar 1885, V, 249, 355). 3) „Es ist ein Haupt-Fehler derer Land-Charten, daß sie zu unseren Zeiten wenigstentheils von Gelehrten und der Sache Erfahrnen, sondern mehrstentheils von Kupferstechern verfertiget werden, deren nur immerdar einer von den andern abcopiret, und je länger je mehrere Fehler hinein machet.” (Hauber, Versuch einer umständl. Historie d. Land-Chart., Ulm 1724, 51.) 4) Zu den merkwürdigen Materialien, welche bei den verschiedenen Völkern für die Darstellung von Kartenbildern verwendet wurden, gehörten