Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie

8 Paldus. durch Apian aus diesem Grunde ab,1) König Friedrich II. von Preußen hielt seine Kabinettskarte geheim und selbst die großen militärischen Aufnahmen unter Kaiser Josef II. waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Farbenlegung in den Karten wurde von Bedeutung und sollte in ein System gebracht werden, so daß jedem Lande oder jeder Provinz eine bestimmte Farbe zukäme.* 2) Die Parerga oder Nebenfiguren, mit welchen man die Karten schmückte, waren ein charakteristisches Zeichen jener Zeit. Sie bestanden in Wappen, Porträts, Allegorien, Dar­stellungen von Kriegszenen etc. Bei bedeutenden Kartenwerken von künstlerischem Werte, sind sie für die Nachwelt oft von historischem Interesse. Die Landkartenproduktion hatte sich zu einem Neben­zweig des eigentlichen Kupferstiches herausgebildet und war zu einem Gewerbe geworden. Um die Mitte des XVI. Jahr­hunderts kam der Kartendruck von Italien vorübergehend in die Länder nördlich der Alpen, von wo er in der Periode von 1548 —1570 wieder nach dem sonnigen Süden zurückkehrte. In Deutschland herrschte der Holzschnitt vor, der, durch Albrecht Dürer auf eine hohe Stufe gehoben, den deutschen Erdgemälden die Meisterschaft in dieser Kunst sicherte. Italien dagegen war das Land des Kupferstiches. Im Jahre 1570 schlug die darstellende Kunst auf dem Gebiet der Karto­graphie ihren Hauptsitz in den Niederlanden auf und bis in die Mitte des XVII. Jahrhunderts wurde der Kartenbedarf fast ausschließlich von den Niederländern gedeckt. Mit Nie. Sanson (1600—1667) kam das Kartengewerbe nach Frankreich. Der Reformator auf dem Gebiet der Kartographie war der Franzose Guillaume Delisle (1675—1726), „der große darstellende Geograph jener Zeit”.3) Was die Herren der französischen Akademie durch neue Ortsbestimmungen ange­bahnt hatten, führte er durch. „Schufen jene das Fundament, ') Buge, Gesch. d. säolis. Kartogr. im XVI. Jahrhundert (Zeit- schr. f. wissensch. Geogr., 1881, II, 91). aJ Hübner, Museum Geograph., Hamburg 1746. Vorbericht, 4. 3) Wolkenhauer, Leitfaden z. Gesch. d. Kartogr. 45.

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