Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie

Ein Beitrag zur vaterländischen Kartographie. 7 Eine Art, auf der Landkarte die Gebirge zu veranschau­lichen, bestand in der typischen Aneinanderreihung von Drei­ecken mit breiter Basis, der sogenannten Hügelmanier oder den Maulwurfshaufen; eine andere Art war eine mehr natura­listische Auffassung der Berge, wie es die Müllersche Karte von Böhmen zeigt. Der Ausdruck des Geländes war also mehr ein Landschaftsbild. Hier blieb im wesentlichen die Terrain­darstellung bis in das XVIII. Jahrhundert stehen. In den Karten kleineren Maßstabes konnte man nur aus der Anzahl der eingezeichneten Bergformen einen Schluß auf die Mächtig­keit der Gebirge ziehen. Bei den meisten dieser Generalkarten war durch das Überwiegen von politischen und topographischen Details den Bodenerhebungen wenig Sorgfalt zugewendet. Zumeist den Flußläufen folgend, sind sie oft nur angedeutet, ja auch ganz weggelassen. In den Spezialkarten verdeckt die perspektivische Darstellung einen Teil des anliegenden Terrains. Es folgten wohl Verbesserungen, doch blieben dies nur Ver­suche und ohne Aufbau auf wissenschaftlicher Grundlage w'ar eine endgültige Lösung dieser Frage nicht zu gewärtigen. Was die Hydrographie anbelangt, vermißt man bei den Flußläufen die Richtigkeit im Detail, die kleineren Ge­wässer fehlen oft ganz; die Darstellung ist derb und schematisch. Das dürftige Straßennetz weist zumeist nur die Haupt­routen auf. Auch dann, wenn es reichlicher ausgestattet er­scheint, ist die Charakteristik der Kommunikationen nicht zum Ausdruck gebracht, der Nutzen somit ein geringer. Für die Darstellung der Städte und Ortschaften ver­wendete man kleine Ansichten oder übertriebene Grundrisse. Die politischen Grenzen der einzelnen Länder lagen bei der Seltenheit der Landesvermessungen damaliger Zeit oft im ungewissen. Vielfach auf Schätzungen beruhend, waren die­selben mit Vorsicht zu behandeln. Um bei Kriegszeiten dem Feinde keinen Vorschub in den Operationen zu leisten, herrschte noch bis tief in das XVIII. Jahrhundert die Ansicht vor, daß es bedenklich sei, eine genaue Karte des eigenen Landes zu veröffentlichen. So lehnte z. B. der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen im Jahre 1532 eine genaue Aufnahme seines Landes

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