Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809
Das Herzogtum Warschau. 51 durchwegs Rekruten, die freiwillig unter die Fahnen traten und nach kurzer militärischer Ausbildung, schlecht bewaffnet und bekleidet, vor den Feind gingen. Die von Napoleon am 2. Januar 1807 gegebene Gliederung des polnischen Korps1) kam nur teilweise zur Ausführung. Die halbfertigen Regimenter und Bataillone, deren Verbände wegen der geringen Zahl von Offizieren und Unteroffizieren innerlich ungefestigt waren, wurden zu besonderen Körpern vereinigt und sofort gegen den Feind geschickt. Den Grundstock der polnischen Armee bildeten die bereits im November 1806 von General D^browski im Posener Kreise gesammelten Truppen (die Posener Legion) in der Stärke von zirka 6000 Mann. Dieselben wurden in Bromberg konzentriert und zur Verstärkung des französischen Einschließungskorps unter Marschall Lefébvre bestimmt. Der Kommandant von Danzig, GFM. Kalkreuth, hatte eine Abteilung von ungefähr 6000 Mann nach Dirschau geschickt, um diesen wichtigen Posten zu halten. Am 23. Februar griff Dfjjbrowski die Preußen an, bemächtigte sich im Sturme des Ortes und erbeutete sechs Kanonen2). Die polnischen Rekruten hatten die Feuertaufe erhalten, mehrere hundert waren gefallen. Dabrowski selbst ward verwundet und übergab das Kommando an General Gedroycz, welcher die Division vor Danzig führte. Hier gaben die Polen wiederholt Beweise ihres Mutes* * 8), wie am 20. März und besonders am 15. Mai, an welchem Tage sie den Vorstoß der Russen von Weichselmünde gegen Danzig erfolgreich abwehrten. Nach der Kapitulation von Danzig am 27. Mai trat die polnische Division mit einem ') Anhang V. 2) Hopfner, III, 349. 8) Im Gegensatz zu den Schilderungen Thiers, welcher den Polen Gerechtigkeit widerfahren läßt: „Les Polonais avaient du zéle, mais aucune habitude de la guerre. Les soldats de la légion du Nord, trés prompte dans les attaques, se dispersaieut á la moindre resistance”, weiß Marschall Lefébvre nur Schlechtes zu berichten. Napoleon tadelte sein auffahrendes Verhalten den Polen gegenüber, rügte seine Ungeduld und empfahl ihmNachsicht, die billigerweise geübt werden müsse. (C. d. N. I., Tom. XIV, 569, Nr. 12.219 ; Tom. XV, 48, Nr. 12.334; Thiers, VII, 413, 483.) 4*