Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

Das Herzogtum Warschau. 49 Geldmangel ebensowenig beheben, wie die von Napoleon geschenkte Million Francs und die Überlassung der Steuern an die provisorische Regierung. Letztere flössen bei der durch den Krieg erzeugten allgemeinen Notlage nur spärlich ein, waren kärgliche Tropfen und kein ergiebiger Brunnen. Aber selbst wenn es an Geld nicht gefehlt hätte, wäre es schwer gewesen, die Ausrüstung für die neuen Truppen zu beschaffen. Die Waffensendungen gingen langsam vor sich. Zur Erzeugung fehlte es an Arbeitskräften und industriellen Unternehmungen. Napoleon ließ wohl aus Küstrin, Glogau, Breslau und Posen Gewehre herbeischaffen, dieselben waren aber vielfach unbrauchbar und mußten repariert werden. Aus Posen wurden Säbel und Pistolen für die Kavallerie geschickt, jedoch in so geringer Zahl, daß Napoleon dem Fürsten Poniatowski sonderbarer "Weise wegen der mangelhaften Ausrüstung der Truppen seine höchste Unzufriedenheit aus­drückte 1). Noch fühlbarer machte sich der Mangel an Pferde­material, Sattel- und Zaumzeug; feldbrauchbares Artillerie- material war aber gar nicht vorhanden* 2). Schwierigkeiten solcher Art sollte Poniatowski mit Hilfe von Behörden, die erst seit Wochen bestanden, und mit einem an Zahl geringen, ungeschulten, jungen Beamten­personal überwinden. Darüber vermochten alle Hingabe, alle Begeisterung nicht hinwegzuhelfen. Nachdem bereits Dq.browski in seinen Proklamationen aus Posen vom 4. und 7. November die militärische Erhebung im einstigen Königreich Polen eingeleitet hatte, übernahm Fürst Poniatowski anfangs Dezember die geregelte Leitung der Armeeorganisation. In einer Proklamation vom 7.Dezember3) forderte er alle früheren polnischen Offiziere auf, mit ihren von König Stanislaus August ausgestellten Diplomen sich vorzustellen, um ihren einstmals bekleideten Rang wieder zu erhalten. ,,Im Schatten der Lorbeeren des großen Kaisers Napoleon erstehe ihr gemeinsames Vaterland wieder. Im Vertrauen auf den unbesiegbaren Monarchen mögen sie dem Rufe des Vaterlandes folgen und eine glorreiche Pflicht erfüllen.” >) C. d. N. I., Tom. XIV, 327, Nr. 11.864. s) T. 1. i. ä N. I., 331, Nr. 245. 3) Anhang IV. Mitteilungen des k. und k. Kriegs.arohivs. Dritte Folge. IV. Bd. 4

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