Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

Das Herzogtum Warschau. 45 undankbare Last der Organisation und der administrativen Leitung der Armee anfangs Dezember übernommen. Es war ein dornenvolles Amt, zu dem Poniatowski zwar den besten Willen1), aber wenig Eignung mitbrackte. An der Spitze seiner Truppen konnte er durch persönliche Bravour begeistern und mitreißen —■ stetige, genaue Kanzleiarbeit war ihm jedoch fremd gebheben. Seinem Wesen waren Güte, ja viel­leicht Schwäche eigen, während gerade die Zeit einen Mann forderte, der im stände gewesen wäre, mit starker Hand die neu erstehenden Truppenteile zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen. Die eigenartigen Verhältnisse, die ihn zwangen, in Warschau zu bleiben und keinen direkten Anteil an den kriegerischen Ereignissen zu nehmen, während die Generale Dabrowski und Zaj^czek die neuaufgestellten Regimenter als Divisionsgenerale in den Kampf führten, hinderten ihn, gerade diesen beiden gegenüber mit Strenge auf die Durch­führung seiner Weisungen zu dringen. Die öffentliche Meinung hatte D ^browski an die erste Stelle der Armee gesetzt, auch Zaj^czek galt als berufene Autorität. Poniatowskis Ernen­nung bedeutete für beide eine Enttäuschung, die zu verhehlen sie gar nicht bemüht waren. Während aber der erstere um der nationalen Sache willen sich wenigstens scheinbar unter­ordnete, blieb Zaj q, ezek ein offener Gegner des Fürsten. Es gelang Poniatowski nicht, ständige Rapporte von beiden Generalen zu erhalten* 2); Zaj^ezek kündigte ihm gänzlich den Gehorsam und erklärte dem Fürsten rundweg, in administra­tiven Angelegenheiten nur durch seinen Generalstabschef Kossecki verkehren zu wollen; in anderer Beziehung wolle er aber mit ihm ein für allemal nichts zu tun haben3). P Talleyrand, welcher damals in Warschau neben seinen diplo­matischen Geschäften nahezu auch die Agenden eines Generalintendanten zu versehen hatte, stellt dem Fürsten in einem Bericht an Napoleon das beste Zeugnis aus. Poniatowski könne nicht mehr Eifer und Er­gebenheit an den Tag legen, als er schon tue. (L. i. d. Talleyrand, 312, Nr. 237.) 2) L. i. d. Talleyrand, 312, Nr..237: „II est fort mal secondé, et quelqu’effort qu’il fasse, il ne peut pas obtenir une correspondence suivie de la part des corps qui sont ä l’armée.” 3) Anhang III. (Wybicki, Pami^tniki, 245.)

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