Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809
40 Just. licher Bravour, so daß er bereits 1784 zum supemumerären Major im Regimente ernannt wurde1). Im Türkenkrieg unter Kaiser Josef II. 1788 weilte er als Adjutant des Kaisers im Hauptquartier vor Schabatz. Als am 21. April zwei österreichische Sturmkolonnen gegen Schabatz vorrückten, stellte sich Poniatowski selbst in die Reihen und bewies die tapferste Haltung. Zwei Tage später nahm er wieder an dem Sturm gegen die Zitadelle teil, ward hiebei verwundet und nach Sémiin gebracht. Uber Befehl seines königlichen Oheims verließ er, von seiner Yerwundung genesen, den österreichischen Dienst und begab sich nach Warschau. Die nächsten zwei Jahre trugen ihm wohl manchen Tadel des Königs Stanislaus August ein. Poniatowski stürzte sich in den Strudel des geselligen Lebens der Hauptstadt, sein Name war in aller Mund. Seine Art, sein Wesen wurden nachgeahmt; er war der Held des Tages, umworben und geliebt von aller Welt* 2). Seine ritterliche Soldatennatur ging aber in diesem Wirbel von Vergnügungen nicht unter. Die politischen und militärischen Ereignisse nach der Pro- klamierung der Konstitution vom 3. Mai 1791 bereitetenden Tagen sorglosen Genußlebens ein Ende. Mit voller Hingabe und seiner großen Aufgabe bewußt, übernahm er das Kommando über die polnische Armee in der Ukraine. Erbittert verließ er die Heimat, als der königliche Befehl ihn zur Einstellung der Feindseligkeiten gegen die Russen gezwungen hatte, und nahm seinen Wohnsitz in Wien. Erst die Erhebung unter Kosciuszko führte den Fürsten nach Warschau zurück. Nach der Einnahme der Stadt durch Suworo w und der Auflösung der Armee schlug Poniatowski die glänzenden Anerbietungen der Zarin Katharina zum Übertritt in rassische Dienste aus, begab sich nach Wien und kehrte erst nach der Abdankung des Königs nach War- schau zurück, das bereits von preußischen Truppen besetzt war. Er wohnte in seinem Palais „pod blacha” s), stand mit den preußischen Behörden im besten Einvernehmen und ’) Geschichte des 1. Dragonerregiments. Die Ranglisten führen den Fürsten Josef 1781 als Unterleutnant, 1782 als Sekondrittmeister, 1783 und 1784 als Premierrittmeister an. 2) Kozmian weiß darüber viel Amüsantes zu erzählen. Tom. II, 95. 8) So genannt wegen seines Blechdaches.