Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809
Das Herzogtum Warschau. 39 französische Kommandant des Platzes Major Perrin stellte bis zum 1. Dezember vier Kompagnien Polen zu je 100 Mann auf, die mit Waffen und Uniformen beteilt, täglich zweimal im Gebrauch der Waffen geübt wurden, und formierte über Davouts Befehl noch weitere drei Kompagnien in Kalisz, welche zur Verstärkung der Garnison von Cz^stochów herangezogen wurden. Mit dem Einmarsch der Franzosen in Warschau trat nun der Mann in den Vordergrund, der sich bis dahin den politischen und militärischen Ereignissen ferngehalten hatte und bald die erste Stelle in der polnischen Armee einzunehmen berufen war —- Fürst Josef Poniatowski, der Neffe des letzten Königs von Polen. Wenn Napoleon auf St. Helena von ihm sagte, er sei der wahre König von Polen gewesen1), so kann es nicht wundern, daß die gleichzeitige und spätere polnische Literatur sein Charakterbild mit den leuchtendsten Farben ausgestattet, ja mit einem Schimmer von Romantik umwoben hat. Die Schilderung eines Zeitgenossen * 2 3 * * * *) möge hier sprechen: „Gott hat niemals eine schönere Seele geschaffen und ihr eine edlere Hülle verliehen. Der Fürst war das wahre Ideal eines Kitters mit dem Zauber von Edelmut, Makellosigkeit, Güte und Zugänglichkeit, die sich in seinem Antlitz und jeder Bewegung ausprägten.” Wie sein Vater8) war, auch Fürst Josef Poniatowski mit 18 Jahren (geboren 7. Mai 1762 zu Warschau) als Unterleutnant beim damaligen 2. Karabinierregiment Erbprinz Franz, dem heutigen Kaiser Franz-Dragonerregiment Nr. 1, eingetreten, welches damals in Brandeis an der Elbe stand. Der Fürst versah seinen Dienst mit großer Pünktlichkeit, galt als vorzüglicher Keiter und gab wiederholt Beweise persön') Las Cases, Memorial,223: Nous parlions de la Pologne ébranlée k la voix de l’Empereur, des rois auxquels nous l’avions crue destinée: chacun nommait le sien. L’Empereur, qui avait gardé le silence, l’a inter- rompu en disant: „le vrai roi de Pologne, c’était Poniatowski; il en réunissait tous les titres et ü en avait tous les talents.” 8) Kozmian, Tom. II, 95. 3J Fürst Andreas Poniatowski war bereits als Hauptmann im Alter von 23 Jahren wegen seines außerordentlichen Mutes in der ersten Promotion vom 7. März 1758 mit dem Eitterkreuz des MTO. ausgezeichnet worden. Er starb 1773 zu Wien als Feldzeugmeister; dessen Gattin Therese, eine geborene Gräfin Kinsky, 1806.