Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

38 Just. Napoleons vage Versprechungen erfüllten trotzdem die Gemüter vieler Polen mit froher Hoffnung auf eine glanz­volle Zukunft. Der Moment schien gekommen, für Freiheit und Vaterland die Waffen führen zu können. Gar bald sollte aber der ruhig und nüchtern denkende Teil der Patrioten erkennen, daß die Nation Kraft und Gut nicht für ein großes „Polen”, sondern für ein „ridicule duché de Varsovie”x) einsetzte. Die Proklamation Dabrowskis vom 3. November war von größter Wirkung gewesen. Aus allen Teilen des Landes strömten Freiwillige herbei. Die französischen Armeebulletins erschienen fortab in den Tageszeitungen auch in polnischer Sprache und erweckten freudige Zuversicht. Die Begeisterung erreichte ihren Höhepunkt, als Napoleon am 27. November in Posen eintraf. Die Stimmung der Bevölkerung befriedigte ihn im höchsten Maße* 2). General Zaj^czek erhielt die Weisung, die beiden Nordlegionen zu vereinigen und nach Posen zu führen, Murat aber sollte mit den Korps Davout, Lannes, Augerau und der Reservekavallerie nach Warschau vorgehen. Am 27. stand Murat bereits vor dieser Stadt, welche die russischen Truppen geräumt hatten, und hielt am 28. unter allgemeiner Begeisterung seinen Einzug. Zwei Tage später erschien auch Davout. Die polnischen Freiwilligen hatten inzwischen die fran­zösischen Truppen wirksam unterstützt. Berittene versahen Patrouillendienste oder überfielen kleinere preußische Kom­manden und Kuriere. Cz^stochów, welches mit ihrer Hilfe den Franzosen in die Hände gefallen war, bekam eine polnische Besatzung3), selbst das starke L^czyca hatte sich ergeben. Der Schicksal sei in ihre Hand gelegt. Er habe bereits den Befehl gegeben, daß sich die Polen, die in Italien und anderwärts stünden, mit ihnen vereinigten.” Dieser Befehl Napoleons kam freilich erst sehr spät zur Ausführung. Siehe in der Folge die „Légion polacco-italienrie”. (C. d. N. I., Tom. XIV 5, Nr. 11.339 und d’Angeberg, 449.) *)■ Niemcewicz, 351. 2) C. d. N. I., Tom. XIH, 581, Nr. 11.318 : „Les Polonais sont animés de la meilleure volonté. Ils forment des compagnies ä pied et á cheval avec une grande activité. Ils montrent une grande ardeur de re- couvrer leur indépendance: la noblesse, le clergé, lespaysans ne faut qu’un.” 3) C. d. M. D„ Tom. I, 356, Nr. 237. 100 Mann unter Kommando eines Hauptmanns. (C. d. M. D., Tom. I, 360, Nr. 239.)

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