Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)
Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung
32 Als Commandant der Artillerie in Polen war Christ Weidling bestimmt, als Commandant jener in Ungarn fungierte Obristlieutenant Paner. Aber noch 1657 wird Pauer, nach dem Tode Weidlings, Commandant der Artillerie in Polen. Als Feldzeugmeister erscheint Hunoldstein. Die „Artillerie-Nothdurften” hatte das Zeughaus in Wien zu liefern, welchem, wo es mit dem Erfordernis nicht auf kam, die Heranziehung städtischer Meister gestattet war. Neben dieser Feld-Artillerie wurde noch eine eigene Belagerungs- Artillerie aufgestellt, welche aus 3 ganzen Karthaunen, 9 halben Karthaunen und 6 Quartierschlangen bestand. Diese Artillerie wurde 1657 hauptsächlich zur Belagerung von Krakau verwendet und durch die aufgebotene Land-Artillerie verschiedener Städte und Schlösser vermehrt. 1658. Mit dem Jahre 1658 wurde de Souches zum Feldzeugmeister bei der Armee ernannt, Feldzeugmeister Hunoldstein blieb in den Erblanden zurück und zwar sowohl zur Besorgung des Artillerie-Nachschubes, als auch zur Obsorge über die festen Plätze in Schlesien. Die Artillerie war anfangs dieses Jahres in schlechtem Zustande. Die im Februar vorgenommene Musterung ergab, dass die Geschütze überallhin zerstreut, die Pferde weit von den Geschützen entfernt bequartiert waren und die Zahl der Knechte in Folge von Todesfällen viel zu gering war. Laut dieser Musterung standen bei der Armee Montecuccolis 1658 folgende Artillerie-Personen *): 1 Feldzeugmeister, 1 Stüek-Obrist, 2 Obristlieutenante, 1 Zeuglieutenant, 1 Ober-Hauptmann, 4 Stückhauptleute, 1 Schanz-Hauptmann, 1 Schultheiss, 1 Secretär, 1 Adjutant, 2 Zeugwarte, 1 Ober - Feuerwerkmeister, 2 Ober- Wagenmeister, 2 Ober-Geschirrmeister, 1 Feldeaplan, 2 Quartiermeister, 1 Feldscherer, 1 Buchhalter, 1 Proviantmeister, 1 Zeugdiener-Corporal, 6 Zeugdiener zu Boss, 1 Minier-Lieutenant, 1 Minier-Feldwebel, 1 Petardierer, 2 Feldscherer- Gesellen, 2 Bruckmeister, 1 Wegbereiter, 3 Feuerwerker, 3 Fouriere, 3 Fourierschützen, 3 Büchsenmeister-Corporale, 69 Büchsenmeister, 1 Zeugschreiber, 1 Geschirrschreiber, 1 Unter-Geschirrschreiber, 1 Ober-Wagenmeister, 1 Unter- Wagenmeister, Professionisten, 6 Zeugdiener zu Fuss, 3 Pulverhüter, 24 Handlanger, 1 Commissmetzger, 7 Wagenbauer, 1 Profoss, 11 Geschirrknechte, 259 Fuhrknechte für 657 Pferde. Yon dem ursprünglichen Stande waren 108Personen gestorben, 24 entlaufen. Grossen Mangel litt die Artillerie auch an Büchsenmeistern *). Die von Hatzfeld 1657 den schlesischen Festungen entnommenen, hatten sich durch Krankheit und Tod bedeutend vermindert; ihre Stellen in den Festungen waren nicht ersetzt, sondern sogar von der Hofkammer aufgehoben worden, so dass nur die unentbehrlichste Anzahl von ihnen in den einzelnen Plätzen verblieb. Auch die Gepflogenheit, mit den für unbesetzte Stellen verfügbar gewordenen Gebühren neue Büchsenmeister heranzubilden, war damit ausgeschlossen. Nach der Eroberung von Krakau blieben einige Begimenter und ein Theil der kaiserlichen Artillerie in Polen zurück, die Haupt-Armee zog unter Montecuccoli nach Pommern. Montecuccoli verstärkte seine Artillerie durch einige Geschütze, welche bisher vor Krakau gestanden waren. Dieselbe bestand nun aus 16 Eegiments-Stücken, 6 Falkaunen, 4 Quartierschlangen und 3 Petarden * 2). An Ausrüstung kamen hiezu 150 Centner Pulver, 60 Centner Lunten, 30 Centner Blei, 1000 Stück Schanzzeug, ferner die entsprechende Anzahl von Stückkugeln und Kartätschen, 157 Handgranaten, 29 bedeckte Munitionswagen, 9 Kugelwagen. Als Commandant dieser Artillerie fungierte weiterhin der Obristlieutenant Johann Wilhelm Pauer. Der Stab zeigt gegen den Stand bei der Musterung 1657 eine weitere bedeutende Verminderung. Die Artillerie des FZM. de Souches in Polen hatte 19 Stücke, darunter aber nur 2 Karthaunen kaisex-liches Geschütz. 9 K. A., F. A. 1658, VI, 42. 2) Späterhin erscheint auch eine halbe Karthaune. (F. A. 1659, II, 14.)