Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)
Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung
31 71 Büchsenmeister und 5 Corporale, welche nicht abgedankt waren, wurden in den Artillerie-Posten Gross-Glogau, Namslau, Schweidnitz, Prag, Budweis, Pilsen, Königgrätz, Pardubitz, Tabor, Brünn, Olmütz, Neustadtl, Iglau, Hradisch vertheilt. Der Stand der Eeld-Artillerie-Officiere und Personen war nach einer neuerlichen Reduction folgender: in Böhmen Obrist Weidling, Obristlieutenant Tham (Thamb), 1 Zeugwart, 1 General-Quartiermeister-Lieutenant, 1 Minier-Lieutenant, 1 Minier-Feldwebel, 1 Ober-Feuerwerkmeister, 5 Feuerwerker, 2 alte, 2 junge Petardierer, 2 Bruckmeister, 1 Ober-Schmied, 1 Ober- Wagenmeister, 2 Büchsenmeister-Corporale und 21 Büchsenmeister. In Mähren 1 Hauptmann, 3 Zeugwarte, 5 Feuerwerker, 32 Büchsenmeister. Das Hauptaugenmerk wendete man der Armierung und Ausrüstung der festen Plätze zu, besonders jener in Mähren und Schlesien. Man gieng daran, die für die Feld-Artillerie und die Artillerie in festen Plätzen nöthigen Bedürfnisse schon im Frieden sicherzustellen und somit für den Kriegsfall vorzubereiten. Die Erfahrungen des dreissigjährigen Krieges hatten darauf hingewiesen, wie gefährlich es für die Kriegsbereitschaft des Staates sei, die Artillerie-Erfordernisse vom Auslande beziehen zu müssen. Es richtete sich daher das allgemeine Streben nun dahin, sich diesbezüglich unabhängig zu machen und durch Benützung und Erweiterung der vorhandenen Quellen alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande zu beziehen. Aber auch hier wollte man in erster Linie Lieferungen durch Private vermeiden und die nöthigen Werke und Anstalten als staatliche errichten. Ferner suchte man den Gebrauch abzustellen, dass alle Lieferungen von Lunten, Pulver und Blei zuerst in das Wiener Zeughaus abgesendet und von dort an die Bedarfsstellen vertheilt wurden und trachtete, wo es gieng, durch directe Lieferung Kosten und Arbeit zu ersparen oder bei Beseitigung der Monopole das Material an Ort und Stelle herzustellen. Gewehre und Handwaffen schlug man vor, in Steyr zu erzeugen und hiezu steyermärkisches Eisen zu verwenden. 1656. Die drohende Kriegsgefahr anlässlich der Misshelligkeiten zwischen Polen und Schweden, nöthigte den Kaiser, auf die Errichtung eines Heeres und Ausrüstung einer entsprechenden Artillerie bedacht zu sein. Hiezu wurde befohlen, die kleine Artillerie, als Regiments-Stücke und Falkaunen nach Schlesien vorauszusenden, die grosse Artillerie aber erst bei Beginn des Feldzuges aufzustellen, die früher in kaiserlichen Diensten gestandenen Artillerie-Officiere wieder zu activieren ‘). Das neu aufgerichtete Feld-Artillerie-„Corps” umfasste : 12 dreipfündige Regiments-Stücke, 2 Falkaunen, 4 Quartierschlangen, 2 halbe Karthaunen, 2 sechzigpfündige. Mörser, 430 Centner Pulver, 125 Centner Blei, 160 Centner Lunten. Für jedes Geschütz wurden 100 Stückkugeln, nebst einer Anzahl von Kettenkugeln und Kartätschen bestimmt. Je 50 Granaten und 50 Feuerwerkskugeln waren für die Mörser vorgesehen und 4000 Stück Schanzzeug zugewiesen. Hiezu waren 78 bedachte Munitionswagen, 11 Feuerwerkswagen, 15 Kugelwagen, 400 Pferde, 209 Euhrknechte erforderlich 2). 1657. Diese 1656 errichtete Artillerie wurde 1657, auf Hatzfelds Verlangen 3), um 4 dreipfündige Stücke, 2 Falkaunen, 2 Quartierschlangen, 1 Mörser zu 100 Pfund, nebst der entsprechenden Anzahl von Geschossen und Munition, dann mit Wagen, Pferden und Fuhrknechten vermehrt. Nach Ungarn4) wurden 12 dreipfündige Stücke nebst der nöthigen Munition abgesendet. Begreiflicherweise gieng mit der Vermehrung des Artillerie-Materials jene der Artillerie-Personen Hand in Hand. Die Chargen derselben sind den früheren gleich benannt. ') K. A., P. A. 1656, III, 3. a) K. A., P. A. 1657, V, 23. s) K. A., P. A. 1657, IV, 25. 0 K. A., P. A. 1658, II, 11.