Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)

Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung

30 fiisse, Protzketten, Sensen, Futtermesser, Stück- und Wagenschmiere, Wagen- Vorder- und Hintergestelle, Sättel, gearbeitete Häute, Kupferblech, Schienen von Eisen für halbe Karthaunen und Falkaunen etc. Am Marsche wie im Lager hatte die Artillerie Infanterie oder Caval- lerie als Bedeckung —■ den Convoi. Eine Vereinigung mehrerer Geschütze zu Batterien war gebräuchlich. Ueber die Formierung der Artillerie bei Lützen heisst es, dass sie in 5 Escadronen1) getheilt war. Bezüglich Beschaffung des Artillerie - Materials im dreissigjährigen Kriege liegen folgende Daten vor: Das Pulver wurde in den Erblanden um 20 Gulden per Centner gekauft. Böhmen, Mähren und Schlesien lieferten am wenigsten, weil daselbst der wenige Saliter, welcher vorhanden war, durch diq Juden aufgekauft und nach Hamburg zum „Nutzen der Feinde des Kaisers,” wie ein diesbezügliches Promemoria sagt, verhandelt wurde. Sonst waren die Hauptquellen für Saliter Ober-Ungarn und der Neu­siedler See, woselbst auch genügend Pulvermühlen vorhanden waren. Aus Ober-Oesterreich lieferte Graf Kufstein das Pulver zu 26 Gulden per Centner. Blei wurde hauptsächlich aus Villach bezogen und kostete 9 bis 10 Gul­den per Centner. Für Schwefel im gleichen Quantum zahlte man 10 bis 12 Gulden. Für Lunten galt als Hauptlieferant Georg Lindner in Linz. Zur Erzeugung von Geschützen erhielt die Hofkammer anfangs des dreissigjährigen Krieges alljährlich einige hundert Centner Metall aus den ungarischen Kupferbergwerken, eine Einführung, die später entfiel. Das Eisen zu den Lafetten lieferten erst die Gewerkschaften in Steyr, später Privatpersonen. Erstere erhielten dafür keine Bezahlung, sondern es wurde ihnen der Betrag von den Mauth gefallen abgeschrieben. Das Schanzzeug wurde in den Eisengewerkschaften von Steyr, dem Zeughause Wien und in Mürzzuschlag erzeugt. Für Granaten-Erzeugung war das Eisen der steyrischen Bergwerke nicht geeignet, da es sich nicht gut giessen liess, man bezog dieselben daher aus Pernstein in Mähren. Kugeln zu grossen Stücken und zum Brescheschiessen, welche schmiede­eisern sein mussten, wurden aus Steyr und Mürzzuschlag, solche für Regi­ments-Stücke, die gegossen waren, aus Pernstein bezogen. Die Gelddotation für die Artillerie erfolgte durch jährliche Zuweisung eines Betrages, welcher von der Hofkammer im Einvernehmen mit dem Hofkriegsrath und dem Obrist- Land- und Haus-Zeugmeister bestimmt wurde. 1650—160(5. 1. Organisation der Artillerie. Infolge des Friedens wurde in dem Zeiträume bis 1656 keine Artillerie aufgestellt. Die aus dem dreissigjährigen Kriege vorhandenen Geschütze waren theils in die Zeughäuser abgeführt worden, theils wurden sie zu Budweis und Krumau deponiert. Ein Gleiches geschah mit der Munition und dem übrigen Material. Der Befehl des Kaisers vom Jahre 1650, schon im Frieden eine Haupt-Artillerie für die Armee und eine kleine Artillerie für die Erblande aus- zurüsten, bezog sich nicht auf die eigentliche Aufstellung einer solchen, son­dern nur auf deren Instand- und Bereithaltung, sowie auf die Beibehaltung der hiefür nöthigen Artillerie-Personen. Der zuletzt als Commandant der Artillerie fungierende Obrist Weid­ling wurde auf Wartegeld gesetzt, doch bald wieder in die Activität ge­bracht, dafür Obristlieutenant Peter disponibel. Ueberhaupt gilt dies bezüglich der meisten Artillerie-Personen, dass sie bei der .Reduction nicht gänzlich ent­lassen, sondern nur auf Wartegeld gesetzt wurden. >) K. A., F. A. 1632, XI, 125Va.

Next

/
Thumbnails
Contents