Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)

Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung

29 — Giesser Zanetti1) etc. Waldstein lieferte Geschosse aus seinem Zeughause in Jicin. Auch der Bedarf an Artillerie-Wagen, welche sich in Munitions-, Kugel- und Feuerwerkswagen gliederten, wurde, insoferne die Zeughäuser nicht aus­reichten, durch Private* 2), aber auch durch Beistellung vom Lande gedeckt. Für die Artillerie-Requisiten, das Schanzzeug etc. waren ebenfalls Wagen vorhanden, die sogenannten Zeugswagen. Alle waren theils mit Leder, theils mit starker Leinwand bedacht und führten auch sperrbare Truhen. 1642 henöthigte man für 1 dreipfündiges Stück IV2 Pfund, für 1 sechs- . pfundige Falkaune 3 Pfund, für eine Quartierschlange 7 Pfund, für eine halbe Karthaune 14 Pfund Pulver. Die Artillerie führte bedeutende Mengen hievon mit sich. Neben jenem für die Geschütze, dann zur Erzeugung der Feuer­werkskörper, hatte sie auch das Pulver für die Infanterie. Man unterschied demnach Stückpulver, Pürschpulver und Musketenpulver. Die Pulvererzeugung geschah nur theilweise in den Zeughäusern, grösstentheils aber in privaten Pulvermühlen. Soweit das Inland für den Bedarf aufkam, wurde er daselbst, sonst aber besonders von Bielefeld, Danzig und dem übrigen Polen bezogen. Die Pulvermacher im Inlande erhielten das Roh­material beigestellt und empflengen 2 Gulden für jeden Centner fertiges Pulver, hatten dafür aber auch die Zufuhr zu leisten. Im Felde durfte kein Pulver erzeugt werden. Die Verpackung geschah in Tonnen. Zum Gebrauch wurde es unter Zelten in lederne Beutel gefüllt und den Geschützen zugestellt. Neben dem Pulver hatte die Artillerie auch Lunten und Blei, später nur Musketenkugeln, für die Infanterie mitzuführen und je nach Bedarf an dieselbe zu veitheilen. Um jede Verschwendung hintanzuhalten, war der Feld­zeugmeister persönlich für den rationellen Gebrauch des Pulvers verant­wortlich. Begreiflich ist es, dass die stete Nachfuhr und die rasche Ergänzung des verausgabten Pulvers eine wichtige und wiederholt zu Tage tretende Sorge des Feldherrn war. Nicht minder nahm ihn das Bestreben in Anspruch, die nöthigen Pferde für die Stücke und Artillerie-Wagen herbeizuschaflen, deren Verbrauch un- gemein gross war. Schon auf dem Transport zur Armee gieng ein grosser Theil zu Grunde, nach dem Feldzuge eines Jahres aber blieben von je 1000 Stück nicht viel mehr als 200 bis 300 in brauchbarem Zustande übrig. Bei einer grösseren Artillerie bedurfte man gegen 3000 bis 3500 Pferde. Für eine halbe Karthaune3) waren 18 bis 20, selbst 32 Pferde, für eine Lafette hiezu 8 bis 10 Pferde, für eine Quartierschlange 12 bis 14 Pferde, für einen grossen Mörser 12 bis 18, für eine Falkaune 6, für ein dreipfündiges Stück 4 Pferde nöthig. Zu jedem Wagen aber gehörten 6 Pferde. Hiezu kamen noch die überzähligen Lafetten, Gefäss- und Sattelwagen für die Geschütze, welche ebenfalls 6 bis 8 Pferde beanspruchten. Die grosse Wagenzahl, welche der Artillerie folgte, erklärt sich aus den bedeutenden Vorräthen an Munition sowie aus den zahlreichen Neben­bedürfnissen an Requisiten. Letztere waren: Schanzzeug (bis zu 6000 Stück), Hacken, Messer, Petarden (meist 6 Stücke), Feldschmieden, Moosbrücken, Seilwerk, Schnüre, Pechfackeln, Windlichter, Eisen, Protznägel, Räder, Rad­bänder, Winden, Professionisten-Werkzeug, Geschirre4), Hufeisen und Nägel hiezu, Hehzeug, Schwefel, Pech, kleine messingene Granaten, Handgranaten, Ledereimer, Laternen, und zwar „verborgene” und „gemeine”, Kotzen für Pulver, Leinwand zum Blenden und für Feuerwerk, Zelte, Wurfbrücken für die Petarden, Achsen, Deichseln, Anker, Brücken (20 Wagen für eine), Sturm­leitern, Schmelzpfannen, Kohlen für Schmieden, Salpeter für Feuerwerksachen, Terpentin, Kampher, Oolophonium, Quecksilber, Arsen, Wachs, Werg, Hanf, Leinöl, Baumöl, Filz, Siebe, Unschlittkerzen, Erdkörbe zum Schanzen, Lein­wandsäcke, um sie mit Erde zu füllen und zur Deckung der Geschütze, Geiss­1) K. A., F. A. 1639, IV, 16. *) K. A., F. A. 1632, III, 2. 3) K. A., F. A. 1831, 12, VIII, 148. 4) Die Geschirre waren in Züge getheilt; zu einem Zuge gehörten 6 Pferdegeschirre, 2 Sättel, 2 Kummete, 12 Strangscheide sammt Zugehör.

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