Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)
Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung
hatten letztere alle Erdarbeiteu zu verrichten, eventuell die Herrichtung der Wege zu besorgen, wofür grösseren Artillerien auch die sogenannten Wegbereiter beigegeben waren. f) endlich aus der Eoss-Partei. Obwohl die Pferde nur theilweise im militärischen Besitze standen und grösstentheils anfangs durch den Ober-Commissär Puchs, später durch andere Privatleute, die sogenannten Eossherren, gegen Entgelt beigestellt wurden, war Aufsicht und Leitung der Eoss-Partei doch rein militärisch. Als Commandant fungierte ein Ob er-Wagenmeister, dem wieder einerseits für je 50 Wagen, andererseits für j,e 100 bis 150 Stückpferde, ein Wagenmeister unterstand. Daneben erscheinen auch Wagenknechte und zwar für je 6 Pferde einer. Ausser den Wagenmeistern gab es die Geschirrmeister, die oft einem Ober- Geschirrmeister unterstehen. Auch diese waren theils für die Geschütze, theils für die Wagen bestimmt. Für je 50 Wagen entfiel ein Geschirrmeister1). Den Geschirrmeistern unterstanden die Geschirrknechte. An Fuhrknechten waren je einer für zwei Pferde bestimmt. An Professionisten finden sich Eiemer, Sattler, Schmiede, Wagner, Schlosser und zwar Meister mit 2 bis 5 Gesellen. Endlich sind die Croaten zu erwähnen; häufig werden sie auch um diese Zeit Hayducken genannt. Bei grösseren Artillerien stehen sie, in 1 bis 3 Compagnien gegliedert, je unter einem Wayda sammt seinen Officieren (Lieutenant und Fähnrich), dann den Wachtmeistern und Bottmeistern, bei kleineren Artillerien unter einem Corporal. Stets hatten sie einen Trommelschläger. In vielen Werken werden sie als Handlanger der Büchsenmeister bezeichnet, was jedoch nicht richtig scheint. Sie dürften vielmehr den Schanzmeistern als Erdarbeiter unterstanden sein, denn neben ihnen sind stets noch für die Büchsenmeister eigene Handlanger ausgewiesen und es ist schwer verständlich, dass man zur Geschützbedienung gerade diese Nation so bevorzugt hätte, während ihre Eignung (sie sind eigentlich Slovaken) für den Erdbau auch heute noch bekannt ist. Zu diesen Ausführungen sei nur noch bemerkt, dass die angegebene Gliederung der Artillerie damals de facto bestand, nicht aber als solche organisationsmässig bestimmt war, ferner dass nicht bei jeder Artillerie auch die höheren Chargen der einzelnen Gruppen aufgestellt erscheinen. War die Artillerie „klein”, so fielen der Obrist, auch Obristlieutenant, die Ingenieure, Ober-Stückhauptleute, die Corporale, der Minier-Hauptmann und Lieutenant, Wegbereiter, Ober-Wagen- und Ober-Geschirrmeister, die Professionisten- Meister, der Bruckmeister etc. weg. Wenn anfänglich das Hauptgewicht bei Errichtung der Artillerie auf die Geschütze schweren Calibers (grobe Geschütze) gelegt erscheint, so ändert sich das mit dem Beginn des zweiten Generalates Waldsteins rasch. Es treten die leichteren Geschütze in den Vordergrund2). Zur Schlacht wurden wohl beide Arten verwendet, doch hatten die schweren Gattungen hauptsächlich den Zweck, bei Belagerungen zu wirken. Nebenbei wurde auch die Geschützzahl, welche für die Ausrüstung einer Artillerie gefordert wurde, bedeutend erhöht. Die Geschütze werden aus den Zeughäusern beigestellt; durch Neugiessung und Beistellung seitens der Landes-Artillerie, sowie durch Eroberungen erhielt ihre Zahl bedeutende Vermehrung. Für jedes Geschütz waren 2 Ladeschaufeln, Wischer, Ansetzer, Hebbäume, Hilfsseile, das Zeug und die Stränge, dann das Ausladezeug erforderlich. Im allgemeinen rechnete man per Geschütz je 100 Kugeln. Doch finden sich auch wiederholt Artillerien mit mehr, ja bis 250 Stück Kugeln per Geschütz kleinerer Gattung ausgerüstet. In gleicher Weise wurden an Kartätschen, Granaten, Feuerkugeln und Sprengkugeln für die betreffenden Geschütze je 40 bis 50 Stücke gefordert3). Die Geschosse wurden ebenfalls aus den Zeughäusern bezogen, besonders am Anfänge des Krieges, doch bald auch von Privaten — Granaten aber nur in ungefülltem Zustande — direct geliefert, so aus den Eisenwerken Liechtensteins in Pernstein, bei dem GranatenJ) Wiederholt erscheint für 25 Wagen auch ein Geschirrschaffner. 2) So marschierte Waldstein 1633 mit 126 Compagnien Reiterei, 6000 Mann Infanterie, 50 kleinen Geschützen nach Regensburg. (K. A., F. A. 1633, X, 39.) 3) Aus den Artillerie-Ausrüstungen der verschiedenen Jahre.