Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)

Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung

22 Es tritt hier die Organisation, welche diese nocli lange in der Folge weiterbehielten, vollkommen übersichtlich zu Tage. Das Personal der Geschütz­bedienung, also die Büchsenmeister, standen unter ihren Corporalen, die Berg­knappen unter ihrem Hauptmann, die Handlanger oder Hayducken waren in Compagnien, unter den Way das, eingetheilt. Auch die Zeugdiener haben als unmittelbaren Vorgesetzten einen Cor­poral über sich. Die Feuerwerker unterstehen dem Feuerwerkmeister, die Geschirrknechte den Geschirrmeistem, diese wieder dem Obergeschirr­meister. Als Befehlshaber der Artillerie fungiert der Obristlieutenant, dem im Commando über die Geschütze die Stückhauptleute unterstehen. Nachdem die Boss-Partei als selbständig aufgestellt war, ist die Gliederung der Artillerie in den Stab, die Artillerie-Truppe (Geschützbedienung, Minierer und Berg­knappen, Petardierer und Handlanger), die Brücken- und Schanzbauer und die Boss-Partei, wie sie zur Zeit Montecuccolis besteht, bereits gegeben. Auch das Feld-Zeugamt findet sich in dieser Organisation bereits vor1). Der Feldzeugmeister hat mit dem Kampfe und der inneren Thätigkeit der Artillerie nichts zu schaffen, ihn betrifft auch weiterhin nur die Aufstellung und Eintheilung der Artillerie, die Ueberwachung der Vollzähligkeit und Con- servierung und die allgemeine Disponierung derselben, er ist die Person, welche die Bedürfnisse der Artillerie angibt, die Mittelsperson zwischen dieser und dem Feldherrn. Mit dem Verbleiben des Feldzeugmeisters Gallas in Böhmen war es nöthig, für die Armee Waldsteins einen anderen Feldzeugmeister zu ernennen, 1632 wurde Hans Philipp Brenner hiezu bestimmt. Obrist Böhm wurde, da Waldstein mit ihm nicht mehr zufrieden war, aus seiner Stellung ent­lassen und durch den Hauptmann Freiberger von der Artillerie in Böhmen ersetzt. Als Breun er in der Schlacht bei Lützen gefallen war, trat Co Hö­re do als Feldzeugmeister an seine Stelle* 2 *). Gleichzeitig wurde Gallas mit seinen Truppen und der Artillerie zum Hauptheere gezogen. Die grossen Verluste, welche sich an Pferden und Knechten er­gaben, veranlassten WTaldstein Ende 1632 zu einer Ausschreibung von 1900 Pferden und 950 Knechten aus den Erblanden. Diese Massregel dürfte aber nicht den gewünschten Erfolg gehabt haben, denn FZM. Colloredo sah sich Februar 1633 genöthigt, den Contract mit Hauptmann Fuchs zu er­neuern s). 1633 bestand die Artillerie am Marsche nach Meissen aus nur sechs Ge­schützen grösseren Calibers, sechs blieben in Pilsen zurück4 *), dann aus den kleinen Feldstücken. Letztere nur für die Schlacht bei Lützen an die Begimenter vertheilt, kommen erst Ende dieses Jahres definitiv in deren Stand, so dass nun jedes Begiment 2 Begiments-Stücke mit je 4 Pferden, dann die nöthigen Munitionswagen erhielt6). Bei dem Abgehen Colloredos als Commandant der Truppen in Franken und der Ober-Pfalz wurde Sparr zum Feldzeugmeister ernannt. 1634. Nach dem Tode Waldsteins erscheint Hatzfeld als Feldzeug­meister der Artillerie der Haupt-Armee, der Armee Colloredos in Böhmen wurde Caretto als Feldzeugmeister beigegeben. Die vorhandenen Geschütze und die Munition waren zu Beginn des Jahres in den Zeughäusern Böhmens und. zwar hauptsächlich in Pilsen, dann in Budweis, Leitmeritz, Prag, Tabor, Ellbogen, Sitta und Eger deponiert6). Die für den Feldzug nöthige Thätigkeit bezüglich Formierung der Artillerie erstreckte sich, da Geschütze in hinreichender Zahl voihanden waren, nur auf die Beschaffung einer grösseren Quantität von Munition für die Feld-Artillerie und den Beserve-Vorrath, dann auf die Deckung des bedeutenden Pferde­bedarfes. >) K. A., F. A. 1632, IX, 151. 2) K. A., P. A. 1632, XII, 65. 6) K. A., P. A. 163.3, II, 27. i) K. A., P. A. 1633, VIII, 9. s) K. A., F. A. 1633, XII, 61>/2. 6) Nach Beendigung eines Feldzuges, respective beim Einmarsch in die Winter­quartiere wurden die Geschütze stets in Zeughäusern oder festen Plätzen deponiert.

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