Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)

Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung

20 Artillerie geworben. Als die Obersten daselbst Schwierigkeiten machten, wandte sich Waldstein sofort an den Kaiser. Nebstbei wurden durch Gallas aus den Niederlanden gute Büchsemneister in Sold genommen, Schaumburg aber erhielt den Befehl, für die Festungen in Schlesien 30 bis 40 Mann von den daselbst befindlichen Regimentern zu Büchsenmeistern heranbilden zu lassen1). Ausserdem wurden April 1632 aus der Wiener Stadtguardia 30 Büchsenmeister überlassen. Um dem Mangel an Handlangem abzuhelfen, befahl Waldstein, 500 Hayducken, „aber nicht Ungarn, sondern Slovaken”, in 5 Compagnien zu werben und sandte drei Waydas zur Werbung ab 2). Das Resultat war wohl nicht das gehoffte, doch standen bald zwei Compagnien unter einem Ober- Wayda und zwei Waydas bei der Armee. Die bald darauf befohlene Werbung von' 1000 weiteren Croaten (Croaten und Hayducken werden hier promiscue gebraucht) konnte Questenberg trotz aller Anstrengung nur theilweise durchführen. Diese Compagnien waren wie die Compagnien zu Fuss organisiert. Questenberg erhielt den Befehl, in Wien neue Stücke giessen zu lassen, darunter 30 Regiments-Stücke. Waldstein sagt darüber: „Solche Stücke, wie man sie bei den Regimentem zu haben pflegt3).” Binnen kurzer Zeit sendete auch Questenberg 4 Quartierschlangen, 6 Petarden und einige Mörser, dann 24 Regiments-Stücke, mit welchen man auf 1500 Schritte sicher schiessen konnte, zur Armee. Waldstein liess sich die Muster der Granaten und des Artillerie- Zeuges persönlich vorlegen. Waren die Bedürfnisse der Artillerie an Mannschaft, Geschützen und Munition schon schwiei-ig aufzubringen, so noch mehr der Bedarf an Wagen und Pferden. Zur Herbeischaffung dieser wurde Alles herangezogen; die schlesischen Stände allein stellten 100 Wagen für drei Monate bei. Obrist Böhm, Stückhauptmann Freiberger und andere wurden zur Anschaffung von Pferden ausgesendet. Als dies alles zu langsam und schwerfällig von statten gieng, schloss Waldstein mit dem Hauptmann Aegydius Fuchs einen Contract zur Liefe­rung und Beistellung der nöthigen Artilleriewagen und der dazugehörigen Pferde. Dieser Contract lautet') : 1. Vom 1. Januar 1632 bis Mai desselben Jahres hat der Contrahent 800 Zugpferde für die Stücke beizustellen, sammt den Knechten (Stangen­reitern und anderen). 2. Hat er in derselben Zeit 1800 Pferde für die 300 Artilleriewagen zu liefern (möglichst Hengste), nebst 2 Fuhrknechten per Wagen. 3. Hat er diese Pferde mit Sattel, Kummet, Geschirr etc. auszurüsten und selbes auf eigene Kosten zu erhalten. 4. Hat er mit den beigestellten Pferden alles, was zum kaiserlichen und Artilleriedienste gereicht, unweigerlich auszuführen. 5. Hat er Leute und Pferde sofort im Mai, dann später je auf Befehl, mustern und auf die Pferde der Artillerie Zeichen brennen zu lassen. 6. Die Arbeitsleute der Artillerie haben Reparaturen und Beschlag von Geschirr und Pferden unentgeltlich bei ihm zu verrichten, doch hat er das Material zu zahlen. 7. Vor dem Feinde verlorene, oder am Marsche durch zu grosse An­strengung umgekommene Pferde, sollen ihm ersetzt werden. 8. Soll er 100 Pferde in Vorrath haben. 9. Zur Aufbringung der Leute und Pferde erhält er Patente. 10. Erhält er nebst den Mitconsorten und Schreibern, einen Stab von zwei Unter-Commissären sammt ihren Leuten. Hiemit war für die Artillerie ein eigenes Fuhrwesen sammt Direction geschaffen. Dieser Contract mit Fuchs wurde bald auch auf die Beischaffung der Artilleriewagen ausgedehnt5) und Fuchs zum Ober-Commissär bei der Artillerie ernannt. 1) K. A., P. A. 1632, 1, 37, 264. >) K. A., P. A. 1632, II, 4. “) K. A., P. A. 1632, IV, 223. *) K. A., P. A. 1632, I, 265. K. A., P. A. 1632, I, 267.

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