Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)
Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung
17 tungen nöthig. Hiezu wurde die Artillerie nach Kriegsschauplätzen getheilt und jedem Theile ein besonderer Commandant gegeben. So erscheint 1627 Torquato Conti als Obrist-Feldzeugmeister1) neben Schlik und zwar für die nach Norddeutschland bestimmte Artillerie. 1629 für Schlik der Obrist Schaumburg* 2 3), der später Torquato Conti in Pommern ablöste, 1630 befehligt Khizzi als Feld-Zeuglieutenant (nun Obristlieutenant der Artillerie genannt) die kaiserliche Artillerie in Italien. 1631 stand der grösste Theil der kaiserlichen Artillerie mit Tilly vor Magdeburg und zwar unter dem FZM. Schaumburg, dem der Feld-Zeuglieutenant (nun wieder so genannt) Khizzi zugetheilt war. Beide fochten dann an der Spitze der kaiserlichen Artillerie bei Breitenfeld, woselbst fast die ganze Artillerie verloren gieng. Die Stärke der kaiserlichen Artillerie in dieser Schlacht betrug nur 7 halbe Karthaunen, 3 Feldschlangen und 2 Falkaunen, ausser den Regimentsgeschützen, welche, bereits bei den Regimentern eingetheilt, von Musketieren bedient wurden. Nach dieser unglücklichen Schlacht war die kaiserliche Feld-Artillerie mit Ausnahme jenes Theiles, welcher in Schlesien stand, vernichtet. Mit der Ernennung Waldsteins zum Führer der kaiserlichen Armee war ihr aber ein thatkräftiger, weitblickender Organisator erstanden. Waldstein stellte seine Armee in Böhmen auf; hierund auf den vor- aussichtlichen Neben-Kriegsschauplätzen galt es vor allem eine starke Artillerie zu formieren. Zunächst bestellte Waldstein in Schlesien den bisherigen Obrist-Feld- zeugmeister Schaumburg, in Böhmen den General Gallas, im Reiche den General Aldringen als Obrist-Feldzeugmeister. Nebenbei ernannte er General-Inspectoren für die Artillerie-Vorräthe in den Zeughäusern und Festungen der verschiedenen Länder, welche die Zusammenbringung und den Nachschub des Artillerie-Materials besorgen sollten. Für Böhmen wurde de Fours bestimmt, für die übrigen Länder, mit Ausnahme Mährens und Schlesiens, \velche eigene Inspectoren hatten (anfangs, wie es scheint, der Obrist Böhm), Questenbergs). Ausserdem betraute er den Cardinal Dietrichstein mit der Beförderung der Saliter und Pulvererzeugung in Mähren, Chi es a mit jener in Böhmen. Die zusammengebrachten Vorräthe sollten an einem sicheren Orte hinterlegt und dann tbeilweise zur Armee geschafft, theilweise für dieselbe in Bereitschaft gehalten werden. Es -wurden drei verschiedene Artillerien aufgestellt. Eine für die Haupt- Armee, eine für Schlesien, eine im Reiche. Letztere besorgte Aldringen selbständig. Ausserdem sollte eine Reserve-Artillerie in Böhmen sichergestellt werden. Für die Verhältnisse der damaligen Zeit dürfte es charakteristisch sein, den Umfang dieser Artillerien an Material und Personal anzugeben. Für die Haupt-Armee wurden gefordert4): ,,6 halbe Karthaunen mit Sattelwagen, hiezu 600 Kugeln, 6 Lafetten hiezu, 3 ledige Gefässe hiefür, 4 Quartierschlangen, hiezu 400 Kugeln und 100 Kartätschen, 1 leeres Gefass dazu, 2 grosse Mörser für 300 Pfund Caliber, 2 Sattelwagen hiezu und je 60 Granaten, 2 Mörser mit 150 Pfund Caliber, 2 Mörser mit 100 Pfund Caliber, 3 Mörser mit 30 Pfund Caliber und für jeden Mörser 60 Schuss, 12 Petarden, 2 Feldschmieden, 2 Moosbrücken, 2 Hebzeuge, 1000 Handgranaten, 180 Kartätschen für Singerinnen, je 400 Centner Pulver und Lunten, 200 Centner Blei, 100 Pechkränze, 6000 Stück Schanzzeug, 1000 Peuschmesser, 1000 grosse und kleine Haken, Seilwerk, 15 Centner Stück*) K. A., Bestallungen, 1627, 1188. 2) K. A., Bestallungen, 1629, 1172. 3) Daraus und aus der folgenden Schaffung eines Bespannungs - Corps für die Artillerie, erhellt, dass Wald stein im Begriffe war, eine Artillerie-Organisation für das Beid zu schaffen, welche jener der späteren Zeit bis 1809 ganz nahe kommt. An Geschützen wollte er solche für die Regimenter und solche für die Reserve, an Behörden, die Artillerie-Commandanten bei den Armeen und den Corps, mit selbständigem Wirkungskreis, dann die Inspectoren zur Aufbringung und zur Leitung des Nachschubes (1809 wurden die mit derselben Function betrauten Personen Brigadiere genannt), — an Reserve-Anstalten, eine mobile Reserve und die Depots. 4) K. A., F. A. 1631, 12, VIII, 149. Geschichte der k. und k. Wehrmacht. IV. Bd. I. Theil. 2