Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)

Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung

16 «rst bestellt und gekauft. Aus Mangel an Pferden und Wagen musste beispielsweise der Bürgermeister von Wien 33 Wagen und 170 Pferde zur Fortführung der zwei für den Feldzug bestimmten Singerinnen” und eines Theiles der Munition beistellen. Ausser dem eigentlichen Artillerie-Materiale wurden dem Feldzeugmeister eine Compagnie von 150 Schanzbauern, welche Hauptmann Hans Georg Weidner warb, eine Schiff-Brücke und zwei Petardierer beigestellt. Zur Leitung der militär-technischen Arbeiten war ein Ingenieur zugewiesen. 1619. Diese Vorbereitungen für die Aufstellung der Artillerie zogen sich noch in das Jahr 1619 hinüber. Jedenfalls machte sich auch Mangel an Ge­schützen fühlbar, denn dem Wiener Stuckgiesser Arnold wurde 1619 das Giessen mehrerer Geschütze befohlen. Als Sammelplatz für die Artillerie wurde Krems bestimmt. Der anfangs ernannte Feldzeugmeister-Lieutenant Ebensam wurde durch de Couriers ersetzt, Handlanger allenthalben geworben und die von Haus aus hiezu verpflichteten Städte, Klöster, Märkte, Dörfer zur Beistellung von Zugpferden für die Artillerie herangezogen. Die Geschützzahl der so auf­gestellten Artillerie ist nicht angegeben; der Art nach standen halbe Karthaunen, Quartierschlangen, Singerinnen und Regimentsstückeln im Felde. Diese Artil­lerie befand sich zum grössten Theile beim Heere Buquois’, doch waren auch bei den Truppen Dampierres drei Geschütze eingetheilt. 1620. Mit diesem Jahre tritt ein Wechsel im Commando der Artillerie ein, indem nach Resignation des Feldzeugmeisters Fuchs, der Obrist Max von Liechtenstein (später Fürst) diese Charge erhielt. Der Artillerie-Stab des ersteren wurde abgedankt, dafür ein neuer gebildet, der aber fast aus den­selben Personen bestand. Gleichzeitig erfolgte eine Vermehrung der Geschütze um 10 Stücke, doch blieb ein Theil der gesammten Artillerie in Krems zurück und nahm an der Schlacht von Prag nicht theil. Nach dieser Schlacht wurde aus der vorhandenen Artillerie eine „eigene Artillerie” für Dampierre bestimmt. Als Commandant dieser erscheint Veith Kliizzi, welcher zum Obrist-Feldzeug-Lieutenant ernannt wurde. 1621—1622. Das bereits begonnene Bestreben, die Artillerie durch Neuerzeugung von Geschützen, besonders Singerinnen, zu vermehren, er­scheint fortgesetzt: mit der Anfertigung der letzteren wurde der Wiener Stuckgiesser Arnold betraut. 1623 erscheint zuerst die Heranziehung der Croaten als Handlanger actenmässig verzeichnet, indem FZM. Liechtenstein die Beistellung solcher in der Stärke von 200 Mann fordert. Nach Beendigung des Krieges gegen Bethlen Gabor wurde auch die Artillerie theilweise reformiert’). Die bleibenden Artillerie-Personen erhielten 2/s ihres Gehaltes als Wartgeld, die übrigen wurden nach Auszahlung „ihres Bestes” entlassen. Der Stand an Feld-Artillerie-Personen für diese Zeit umfasste beiläufig folgende Chargen und Personen : Obrist-Feldzeugmeister, dessen Lieutenant, die Stückhauptleute, Zeugwarte, Zeugschreiber, Ingenieure, Schanzmeister, Geschirrmeister und Knechte, Wegbereiter, Wagenmeister, Zeugdiener zu Boss und Fuss, Bruckmeister, Feuerwerker, Büchsenmeister, Petardierer, Schneller, Handlanger, Werkleute, Fuhrknechte, Schanzgräber. 1624 wurde der Best der bestehen gebliebenen Artillerie in Mähren bequartiert. Mit der Uebernahme des Oberbefehles durch Waldstein kommt auch in die Entwicklung der Artillerie regeres Leben. Nachdem Fürst Max Liechten­stein seine Stelle als Obrist-Feldzeugmeister niedergelegt hatte, wurde hiezu der Obrist Graf Heinrich Schlik und zwar für die gesammte Artillerie Wald­steins im Reiche ernannt2) und ihm zum Feldzeug-Lieutenant neben Veith Khizzi noch de Lair beigegeben. Bemerkenswert ist, dass letzterer auch wiederholt schon als Obristlieutenant der Artillerie bezeichnet wird. Wie weit die Massnahmen Waldsteins bezüglich Vermehrung des Feld-Materiales und des Personales giengen, lässt sich nicht genau feststellen, doch machten die mehrfachen Kriegsschauplätze eine Augmentierung nach beiden Bich­*) Das bedeutet nach dem damaligen Sprach gebrauche aufgelöst. 2) EL. A., Bestallungen 1626, 1116. /

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