Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 3. (Dritte Folge, 1904)
Major Semek: Die Artillerie im Jahre 1809
60 Sernek. Punkte und waren in erster Linie zur Unterstützung bedrohter Bataillone bestimmt. Erwähnt sei, daß eine Zuteilung von Kavalleriegeschützen an die Kavallerie von Seite der Artilleriebehörden durchaus verpönt war, durch den Drang der Verhältnisse jedoch immer wieder erfolgte. Für die Ausrüstung der Armee mit Geschützen und zwar sowohl der Zahl, als dem Kaliber nach, wurde für jeden Feldzug ein eigener „Ausrüstungsentwurf” verfaßt, welcher die Dotierung der Bataillone (Regimenter) mit Geschützen, die Zahl der mitzuführenden Geschosse, das Ausmaß an nötigem Artilleriemateriale, die Einteilung der Artilleriepersonen, eventuell auch der Handlanger, den Bedarf an Pferden, Pferdeknechten und Fuhrwerken etc. enthielt. Wie bei der Dotierung der Bataillone, wurden auch für die Ausrüstung der ganzen Armee bezüglich Zahl und Kaliber der Geschütze die örtlichen Verhältnisse, die Ausrüstung und die Kampfesweise des Gegners zu Faktoren, mit welchen man in erster Linie rechnete. Anders waren daher diese Ausrüstungen im Kampfe gegen die Türken, anders im Kriege gegen Preußen oder Frankreich. Für voraussichtliche Belagerungen wurden spezielle Belagerungsartillerien geschaffen. Im Durchschnitte betrug die Zahl der für eine Armee zu bestimmenden Geschütze ohne Rücksicht auf das Kaliber 3 für 1000 Mann Infanterie und Kavallerie. Die neuere Zeit berücksichtigte bei dem Kalkül für das Artillerieausmaß auch das Kaliber. Der Fortschritt, den sie damit zeigt, liegt nur darin, daß sie dies tun konnte, denn auch die in Rede stehende Zeit war sich der Bedeutung dieser Frage bewußt; daß sie es nicht getan, liegt in der Schwerfälligkeit des Materials, über welches sie verfügte1). Ein bestimmtes Prinzip über die Höhe der Reservegeschützzahl bestand nicht. Als Liniengeschütze galten, in der letzteren Zeit vor 1809, die drei- und sechspfündigen Kanonen, als Reservegeschütze ebenfalls sechspfündige, dann die zwölfpfündigen Kanonen. *) Wiederholt versuchte man den Bataillonen zwölfpfündige Geschütze, der höheren Wirkung wegen, beizugeben, immer aber wurden dieselben ihrer Schwere wegen zum Hemmnis.