Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 3. (Dritte Folge, 1904)

Major Semek: Die Artillerie im Jahre 1809

58 S e m e k. Es entstanden somit im Kriege ganz neue Bildungen, welche mit der Eriedensorganisation der Artillerie nichts mehr gemein hatten, wenn sie auch stets unter artilleristischem Kommando standen. Diese Verhältnisse charakterisieren die österreichische Artillerie bis zum Jahre 1850. Als schädlich empfunden wurden sie schon vor den französischen Kriegen, denn schon 1788 verlangte die Artillerie eigene Bespannung. Unserem Vaterlande hat es eben nie an tüchtigen, weit­blickenden Männern gefehlt, aber über die ,,res patriae” ob­siegten stets die „res pecuniae”. Für den militärischen Ge­schichtsschreiber wie für jeden, welcher sich mit den kriege­rischen Ereignissen irgend einer Zeitperiode von 1772—1850 beschäftigt, ist es daher, bezüglich der Artillerie, vor allem notwendig, sieh zum Verständnisse der Tätigkeit und der Verwendung derselben klarzumachen, wie deren Kriegs­einteilung, Gliederung und Zusammensetzung im Felde be­schaffen war. Eine Frage, welche mit der Verwendung der Artillerie wie Ursache und Folge zusammenhängt. Um aber dieser Forderung für die Verhältnisse des Jahres 1809 gerecht zu werden, ist eine kurze Schilderung der Verhältnisse, unter welchen die Waffe vor diesem Jahre in das Feld zog, nicht zu umgehen. Die Prinzipien, welche vor 1809 für die Verwendung der Artillerie geltend waren, gipfeln darin, daß man in der Linie des Schlachtfeldes zahlreiche Punkte für die Verteidigung besonders widerstandsfähig, für den Angriff besonders kräftig gestalten wollte. Man bezweckte, der langen, schwanken Linie der Regimenter gewissermaßen ein Rückgrat zu geben, um sie für jede Art von Gefechten zu stützen und zu stärken. Darum wurde jedem Bataillon eine bestimmte Anzahl von Geschützen zugeteilt. Die Zahl und das Kaliber dieser Geschütze war in den verschiedenen Feldzügen verschieden und wechselte auch nach der Ausrüstung des Gegners und der örtlichen Gestaltung des Kriegsschauplatzes. Die bei jedem Bataillon (Regimente) eingeteilten Ge­schütze gehörten zu demselben als Teil des Ganzen. Sie lagerten mit demselben und folgten ihm am Marsche und im Gefechte.

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