Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 3. (Dritte Folge, 1904)

Major Semek: Die Artillerie im Jahre 1809

Die Artillerie im Jahre 1809. 57 Wie schon angedeutet, war die Gliederung der Artillerie im Kriege nur äußerlich jener des Friedens entsprechend. Ihre Teilung im Felde löste alle taktischen Verbände des Friedens und machte nur in einzelnen Fällen (bei der Reserve), wo größere Abteilungen vereint in Tätigkeit traten, die Aufrechthaltung des Kompagnieverbandes möglich. Die Kenntnis der Organisation des Friedens ist daher nicht hinreichend für das Verständnis, die Verteilung und das Wirken der Artillerie im Kriege. Hiezu kommt noch der Umstand, daß dieselbe, um ihrer Bestimmung zu entsprechen, der Ergänzung und Mithilfe von anderen Waffengattungen bedurfte, welche im Frieden in keinem Bezüge zu ihr standen. Ein Infanterie- oder Kavallerieregiment konnte von der Friedensdislokation, nachdem es mit Munition und Fuhrwerken versehen war und die nötige Ergänzung an Mannschaft er­halten, oder auch nicht erhalten hatte, sofort in das Feld rücken. Nicht so die Artillerie. Diese mußte für den Krieg erst gebildet und aufgestellt werden. Jene Individuen, welche die Organisation des Friedens als Feldartilleristen umfaßte, genügten nicht für die Bedienung- und Bewegung der Geschütze. Sie bildeten nur die hiefür notwendigsten Personen, denen jene Funktionen zukamen, welche speziell artilleristische Schulung erheischten, so das Richten, Laden und Abfeuern. Alle anderen Verrichtungen wurden von den sogenannten Handlangern vollführt. Diese Handlanger gehörten aber nicht zum Verbände der Artillerie, sondern wurden für den Krieg entweder von den Infanterieregimentern beigestellt oder einem eigens formierten Handlangerkorps entnommen. Da ferner zum Stande der Artillerie weder Pferde noch Fahrknechte gehörten, mußten dieselben von dem Fuhrwesen beigestellt werden. Das Personale, welches zur Verwendung eines Geschützes erforderlich war, setzte sich also aus drei verschiedenen Truppengattungen zusammen.

Next

/
Thumbnails
Contents