Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 5. (1903)

Die Landes-Vertheidigung - Die Landwehr - Die k. ungarische Landwehr

468 Alljährlich fanden compagnieweise Waffenübungen in der Dauer von zwei Wochen statt, wozu die Landwehr-Mannschaft womöglich auf den ganzen Kriegs-Stand einzuberufen war; jedes zweite Jahr hatten Bataillons-Waffen­übungen in der Dauer von drei Wochen abgehalten zu werden (eventuell vereint mit Truppen des stehenden Heeres). Die Commando-Sprache der Landwehr ist die ungarische, in Croatien- Slavonien die croatische. Die Fahnen der ungarischen Landwehr tragen nebst der Namens-Chiffre Seiner Majestät das Wappen der Länder der ungarischen Krone, in Croatien und Slavonien nebst ersterer die vereinigten croatisch-slavonisch-dalmatinischen Farben und das Wappen der Länder der ungarischen Krone. In allem Uebrigen, Obliegenheiten der Chargen u. s. w., gilt das bei der k. k. Landwehr Gesagte, nur fiel dem Bataillons-Commandanten selbstverständ­lich ein erhöhter Wirkungskreis zu. Die in jedem Compagnie-Bezirke eingetheilten Feldwebel hatten den Verkehr zwischen dem Bataillons-Commandanten und der Mannschaft zu ver­mitteln und alle im Interesse der Controle nöthigen Daten zu sammeln und erhielten dieselben 1874 die Benennung: „Stabsfeldwebel”*). Dieselben erhielten während der ersten fünf Jahre ihrer Dienstzeit Löhnung, nach Ablauf dieser Zeit traten sie in den Genuss der reglement- massigen Gebühren als Gage und in den Anspruch auf Pension. Anlässlich der Einverleibung der bestandenen Militär-Grenze in das Gebiet der Länder der ungarischen Krone in den Jahren 1871—1873 wurde die Zahl der Bataillone und dementsprechend auch die Zahl der Bataillons-Bezirke auf Ö2 erhöht. In taktischer Hinsicht wurden 1874 die k. ungarischen Landwehr- Truppen in 14 Brigaden (in jedem Districte zwei) formiert, welche im Mobili­sierungsfalle sieben Landwehr-Truppen-Divisionen bilden* 2). Jede Brigade gliederte sich nunmehr in zwei mit den Nummern 1 bis 28 bezeichnete „Halb- Brigaden” ä drei bis vier Bataillone. Das Commando jeder Halb-Brigade führte im Frieden der älteste Stabs- Officier(Bataillons-Commandant), welcher jedoch das Commando seines Bataillons weiterbehielt; im Kriege sollte ein solcher von Seiner Majestät eigens hiezu ernannt werden. Der Wirkungskreis der Halb-Brigade-Commandanten beschränkte sich im Frieden auf die Ueberwachung der Ausbildung und jährliche Inspicierung der Bataillone3). Bei jedem der 92 Bataillone wurde ausser der „präsenten Compagnie” noch ein Ergänzungs-Cadre-Commando activiert. Der präsente Dienststand der ersteren — deren Stärke fallweise fest­gesetzt wurde — hatte aus den alljährlich in zwei Turnussen auszubildenden Kecruten derart zusammengesetzt zu werden, dass dieselben möglichst gleich- massig den jüngsten Altersclassen des ganzen Districtes entnommen wurde. Als Commandant des Ergänzungs - Cadres fungierte ein Hauptmann oder älterer Oberlieutenant, welchem ein Stabsfeldwebel beigegeben war. Im Kriege hatte jedes Bataillon ausser den vier Feld-, noch eine Er­gänzungs - Compagnie aufzustellen4). *) Derselbe war wie der Feldwebel der Infanterie adjustiert, nur trug er am Kragen eine doppelte Feldwebels-Borte (in der Mitte durch einen rothen Strich getheilt); dann den Officiers-Säbel an rothlederner Kuppel und das Unterofficiers-Porte-épée. 2) Siehe Anhang Nr. 30 und 81. 3) Da diese Organisation als eine Vorbereitung für den Uebergang zur Regiments- Formation betrachtet wurde, so waren diverse Detailbestimmungen hierüber bereits getroffen, welche jedoch, da sie nicht in Wirksamkeit traten und durch die Verfügungen der Jahre 1886, beziehungsweise 1890 modificiert und definitiv geregelt wurden, hier nicht berührt werden. 4) Kriegs-Stand einer Feld-Compagnie 236, einer Ergänzungs-Compagnie 226 Mann, doch konnte jener der letzteren bis auf 300 Landwehrmänner mit den erforderlichen Procenten an Chargen erhöht werden. Die Bataillone Nr. 1 und 14 hatten zwei Ergänzungs- Compagnien aufzustellen. Alle übrigen Standes-Verhältnisse — Zahl der Pionniere, Blessiertenträger, Zusammensetzung der Bataillons-Stäbe u. s. w. — ähnlich wie im stehenden Heere.

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