Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 2. (Dritte Folge, 1903)

Hauptmann Criste: Die österreichische Truppen-Aufstellun gegen Preussen und Polen, 1790

52 Criste. „Noch ebenso lebhaft als vorhin von meiner Schwäche überzeugt, wage ich es, diese Bitte bei Eurer Majestät zu erneuern und Allerhöchstdieselbe in tiefster Ehrfurcht zu be­schwören, dass Sie ihr gnädigst Gehör zu geben geruhen möchten. Sollten aber Eure Majestät unabweichlich beschlossen haben, dass ich das Commando dieser gegen Preussen und Polen angetragenen Kriegsmacht führen solle, so fordert mich Pflicht und Ergebenheit gegen Ihre geheiligte Allerhöchste Person, gegen den Staat und gegen die Armee, welche mir Allerhöchstdieselbe anvertrauen, auf, in diesen ehrerbietigsten Zeilen meine Gesinnungen und Besorgnisse Eurer Majestät Allerunterthänigst vorzutragen und mir die Allerhöchste Willens­meinung darüber zu erbitten.” Selbst die Yertheidigung des Landes hielt der Eeld- marschall für schwer möglich; denn hiezu müsste auch das Corps des FZM. Grafen Colloredo „bald weiter links herab in die Gegend von Tarnow gezogen werden, um alsdann seiner Zeit zwischen diesem Corps und jenem, welches ich von der mährischen Armee in die Gegend von Teschen zu detachieren antragen werde, einige Verbindung und zugleich den Vortheil zu erlangen, dass man aus der Gegend von Tarnow Jalousie für Krakau oder Sandomer erwecken, mithin die Polen viel­leicht veranlassen kömite, sich inzwischen, wenn der Krieg bald ausbrechen sollte, von Unternehmungen auf den andern und grössten Theil von Galizien zu enthalten, bis für diesen auf andere Art Hilfe geschaffen wird.” Aber auch die Stellung bei Tarnow konnte, zumal wenn ein preussisches Corps mit den Polen sich vereinigte, weil sie von der mährischen Armee zu weit entfernt war, nicht behauptet werden, sondern das Corps Colloredo musste näher an das Gebiet von Teschen rücken und mir die Salzwerke zu decken haben. Ln übrigen musste diesem Corps eine praktikable Strasse über die Karpathen aus der Gegend von Myslenice nach Arva verschafft werden, damit es sich zurückziehen könne, falls es, was nicht unmöglich war, von der mährischen Armee abge­schnitten würde. Dadurch aber blieb fast ganz Galizien, die nach Ungarn führende Hauptstrasse über Dukla gegen Eperies, zwei oder drei andere Fahrstrassen, die aus Galizien nach Ungarn führen und der Weg durch die Bukowina nach der

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