Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)
Hauptmann von Hoen: Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1830
G4 Hoen, das 15. leichte Linien - Infanterie - Regiment die neue Brücke (Pont Neuf); das 5. Linien-Infanterie-Regiment den Vendome-Platz; das 50. Linien-Infanterie-Regiment die Boulevards Poissoniére und St, Denis: das 53. Linien-Infanterie-Regiment mit den Cürassieren den Bastille-Platz. Der Marschall verblieb mit den übrigen Lanciers bei den Tuilerien, in welchen er sein Haupt-Quartier aufschlug. Es wurden Verbindungs-Patrouillen entsendet und Abtheilungen in der Stärke von halben Bataillonen abgeschickt, welche die Strassen räumen sollten; in der Nähe des Palais Royal stellten die dort angehäuften Massen einigen Widerstand entgegen. Die Soldaten hatten Befehl, nur im Noth- falle von den Waffen Gebrauch zu machen. Sie befolgten denselben genau und giengen sehr schonungsvoll vor; es wäre ihnen an diesem Tage ohne Zweifel ein Leichtes gewesen, die waffenlosen Rotten auseinander zu jagen. Die Truppen zeigten insgesammt geringe Kampfesfreude, die Garde that wohl in strengster Ordnung ihre Pflicht, die Linie aber nahm eine Haltung an, die den Muth der Volkskämpfer hob. Als das 15. leichte Linien-Infanterie-Regiment über den Markt ues Innocens marschierte, wich man ihm allgemein aus und begrüsste es mit begeistertem Zuruf, wogegen sich weder Officier noch Mann ablehnend verhielten. Gegen 7 Uhr abends mehrten sich die Massen in der Strasse St. Honoré. Drei mit Bausteinen beladene Wagen, die sich mühsam den Weg hindurch bahnten, gaben die Idee und das Material zur Errichtung von Barricaden. Ausser den schüchternen Versuchen bei den Wahlen des Jahres 1827 war dieses Kampfmittel seit den Kriegen der Eronde in Paris nicht zur Anwendung gekommen. Auch diese ersten Barricaden, an den Ausgängen der Strassen de TEchelle und du Duc de Bordeaux (nächst des Théatre frau9ais), beinahe unter den Augen des Marschalls und im nächsten Bereiche der Truppen angelegt, hatten wohl nur den Zweck, diese herauszufordern und ihr Verhalten zu erproben. Erst am nächsten Tage sollte dieses Kampfmittel in der Hand kundiger Officiere eine