Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann von Hoen: Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1830

Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1830. 47 bei günstigem Ausgange eine Stärkung des königlichen An­sehens besorgte. Die liberalen Zeitungen übertrieben die Schwierigkeiten der Expedition, sprachen die schwärzesten Befürchtungen aus und entblödeten sich selbst nicht, während derselben durch ihre unpatriotische Haltung, Veröffent­lichung der aufgewendeten Streitkräfte, des Abfahrts- und Landungstages, sowie sonstiger Daten deren Ausgang zu gefährden. Die Regierung hatte sich indessen durch die allseitige Opposition nicht abschrecken lassen. Die Rüstungen wurden mit doppeltem Eifer fortgesetzt und endlich eine stattliche Macht unter dem Kriegs-Minister General Bourmont und dem Admiral Duperré, dem einzigen höheren See-Officier, der sich zur Uebernahme dieses Commandos bereit zeigte, durch geführt . Mitten in die Wahlen kam die Nachricht von der Er­oberung von Algier, doch ohne sie günstig zu beeinflussen. Dieser kriegerische Erfolg, für den Frankreich Carl X. ewigen Dank zollen muss, wurde mit Missmuth von den Liberalen begrüsst. In den Zeitungen erhob sich ein schmähliches Ge­zänk. Je nach der Parteistellung wurde bald der royalistische Bourmont, bald der liberale Duperré auf die niedrigste Art angegriffen. Es wiederholte sich die beschämende Thatsache, dass Franzosen die Waffenerfolge Frankreichs mit Neid und Aerger verfolgten, wie zu Zeiten der Republik und Napoleon’s. Andererseits wurde die Hof-Partei durch diesen Sieg kühn gemacht und gab ihrem TJebermuth einen Ausdruck, der die Bürger das Schlimmste fürchten liess. So empfieng Quélen, der Erzbischof von Paris, anlässlich des Tedeums den König mit den Worten: ,,Möchte Euere Majestät bald dem Herrn für nicht minder süsse und glänzende Siege zu danken haben!” Noch deutlicher drückte er sich in einem Hirten­briefe aus: ,,So möge es überall und immerdar den Feinden unseres Herrn und Königs ergehen *)!” ') Geschichte der Restauration von A. Lamartine, 8. Theil, 205, Cassel 1854.

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