Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann Criste: Ungedruckte Briefe des Erzherzogs Carl

26 Criste. noch sehr rühmlich sein kann, so wünsche ich ihn doch, da die Fortdauer an Feindseligkeiten bei unserer gänzlichen Er­schöpfung an Mitteln und der üblen Stimmung, so in unseren Ländern herrscht, uns die übelsten Folgen und einen noch schlechteren Frieden nach sich ziehen kann. Ich hätte ge- wunschen, dass wir bei Schliessung des Waffenstillstandes dem Feinde kein Zollbreit mehr eingeräumt hätten, als er schon besetzt hatte. Gegenden, so wir nicht vertheidigen, noch stark besetzen könnten, hätten wir durch Streif-Commando occupieren sollen, damit sie während dem Waffenstillstand von allen feindlichen Requisitionen und Neckereien gesichert gewesen wären. Unter diesen rechne ich das ganze Land zwischen der Donau, Rednitz und Main, Regensburg u. s. w. Ich fürchte, dass die Ueberlassung jener Gegenden an den Feind eine sehr üble Stimmung gegen uns hervorbringen und daher in politischer Rücksicht sehr schädlich sein wird. Gott gebe uns nur einen baldigen Frieden und verschaffe mir da­durch das so sehnlichst gewünschte Vergnügen, Sie bald um­armen und in Person versichern zu können, wie sehr ich Sie liebe. Carl. VIII. VIII. Prag, den 7. August. Theuerster Vetter! Ewig werde ich Ihnen für den Fleiss dankbar sein, mit welchem Sie mich von Allem unterrichten, was bei Ihnen vorgeht. Meine Meinung über die Beding­nisse des Waffenstillstandes und die bestimmte Demareations- Linie werden Sie aus meinem letzten Brief ersehen haben. Ueber die unumgängliche Nothwendigkeit eines Friedens bin ich ganz Ihrer Meinung. Die Stellung und Verfassung unserer Armeen, der Mangel an Menschen, an Geld, kurz, an allen innerlichen Ressourcen und die äusserst bedenk­liche und gefährliche Stimmung, so nun leider in unseren Ländern allgemein und von Tag zu Tag zunimmt, machen die baldige Schliessung des Friedens unentbehrlich. Sollten die Feindseligkeiten wieder anfangen, so werden sie nicht lange dauern und ein baldiges, aber schreckliches Ende nehmen.

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