Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann Criste: Ungedruckte Briefe des Erzherzogs Carl

Ungedruckte Briefe des Erzherzogs Carl über den Feldzug 1800. 17 lassen, ohne ihn zu benützen und dadurch eine Diversion zu Gunsten der italienischen Armee zu machen. Da ich aber glaube, dass ein General nicht eher eine Schlacht wagen solle, als bis er sich alle Wahrscheinlichkeit eines glücklichen Aus­ganges versichert hat, so nur immer zu erhalten in seiner Macht liegt; da ich glaube, dass diese Wahrscheinlichkeit hauptsächlich in Vereinigung aller disponiblen Streitkräfte besteht, so bin ich der Meinung, dass PZM. Kray vor der Hand, ehe den Feind anzugreifen, seine ganze Armee auf einem Punkt vereinigen solle. Zu diesem Endzwecke würde ich Ulm mit der gehörigen Garnison mit Beigebung von Cavallerie besetzen und dem Commandanten auftragen, den Feind beständig zu beschäftigen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ihm dadurch so viel als möglich die Be­wegungen der Armee zu verstecken und in einem Unglücks­falle die Infanterie in die Garnison zu ziehen, die Cavallerie auf dem linken Donau-Ufer nach Ingolstadt abzuschicken, wo sie sodann von mir die weitere Weisung erhalten würde. Mit der Armee würde ich auf das rechte Lech-Ufer mar­schieren. Die Art der Einleitung dieses Marsches müssten die Umstände und die Stellung des Feindes bestimmen; immer müsste er so geschehen, dass er ihm so viel mög­lich verborgen bliebe. Auf den so vortheilhaften Anhöhen, die das rechte Ufer des Lech bilden, würde ich sodann in for­cierten Märschen an den oberen Lech rücken und mich mit dem FML. Fürst Beüss vereinigen, welcher, wenn es die Umstände erlauben sollten, auch einige Märsche lechabwärts machen könnte, um den Augenblick der Vereinigung so viel möglich zu beschleunigen. Nach dieser Vereinigung würde ich sodann Moreau angreifen. Die Stellung des Feindes würde die An- griffungspunkte, die Art des Angriffs bestimmen. Eine ver­lorene Schlacht würde bei diesen Umständen weniger üble Folgen haben, als bei jeder anderen, da wir uns hinter dem Lech und Inn, da weiters ordentlich zurückziehen und dem Feinde überall aufbalten und die Spitze bieten könnten. Gewönnen wir die Schlacht, so müssten wir Moreau nacheilen und nach den Umständen, entweder durch Bedrohung in der Schweiz einzudringen, Moreau von jeder Detachie­rung abhalten, oder durch eine ernstliche Diversion in der Mittheilungen des k. und k. Kriegs-Archivs. Dritte Folge. I. Bd. 2

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