Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann Criste: Ungedruckte Briefe des Erzherzogs Carl

18 Criste. Schweiz selbst Bonaparte zwingen, Truppen dahin zu detachieren. Einen Angriff von Ulm aus auf Moreau zu machen, halte ich darum nicht für rathsam, weil wir nicht Kräfte genug beisammen haben, um sich einen entscheidenden Sieg versprechen zu dürfen und der Rückzug, iin Falle einer ver­lorenen Schlacht, bei einer ernstlichen Verfolgung des Feindes, mit der Donau im Rücken, sehr gefährlich wäre. Vielleicht könnte die Vereinigung mit dem FML. Reuss auf einem kürzeren Weg als hinter dem Lech bewirket werden; allein diese Bewegung wäre auf diese Art zu gefährlich. Da man nahe an der feindlichen Armee marschieren müsste, so könnte der Feind diesen Augenblick benützen, um uns mit gesammten Kräften anzugreifen und unsere Absicht, nur mit vereinter Macht zu schlagen, würde dadurch ganz verfehlt. Dies sind meine Ideen über das Ganze; vielleicht sind, bis Sie diesen Brief erhalten, die Umstände geändert und dadurch alles, was ich niederschrieb, nicht richtig, da ich es auf die Lage der Dinge gründe, wie Sie mir selbe unter dem 1. Juni beschrieben. Meine Gesundheit bessert sich von Tag zu Tag; ich wäre schon auf dem Lande, wenn wir nicht seit 10 Tagen eine unausstehliche Kälte und Regen hätten. Erhalten Sie mir immer Ihre Freundschaft, theuerster Vetter, und zählen Sie ganz in jeder Gelegenheit auf die meinige. Ich umarme Sie tausendmal zärtlichst. Carl V. V. Prag, den 28. [Juni]. Theuerster Vetter! Ich erhielt zwei Briefe von Ihnen hintereinander. Nicht genug kann ich Ihnen für die äusserst interessanten Aufklärungen danken, so Sie mir über das Ge­fecht vom 5. und über die Stellung der beiderseitigen Armeen geben. Was ich über unsere Stellung und Opera­tionen denke, werden Sie aus meinem letzten Brief ersehen haben. Ich kann aus Moreau’s Stellung auch nicht klug werden und mir scheint, dass ihn nichts berechtigen und entschuldigen kann in einer so fehlerhaften Stellung zu stehen als die Ueberzeugung, dass unsere Armee vertheilt ist,

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