Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)
Hauptmann Sommeregger: Ereignisse in den Legationen und Marken in Italien in den Jahren 1848 und 1849
Ereignisse in den Legationen und Marken in Italien. 173 jedoch keine günstige Aufnahme zutheil wurde, und fügte den Wunsch hei, dass der Papst mit seinen Friedensansichten in Italien dennoch durchdringen möge1). In Toscana bereiteten sich gleich nach dem Bekanntwerden des Mailänder Aufstandes das Linien-Militär und zahlreiche Freiwillige zum Abmarsche vor. Der Grossherzog von Toscana versprach schon am 21. März seine Theilnahme an dem Kriege gegen Oesterreich. Bald darauf wurde auch eine Division unter dem General d’ Arco Ferrari in Marsch gesetzt. Sie bestand aus 2 schwachen Infanterie-Regimentern, jedes zu 3 Bataillonen, 1 Grenadier-Bataillon, 1 Bataillon von Lucca, 1 Escadron Dragoner und 1 Batterie von 8 Geschützen, an welche sich das Livorneser Freiwilligen-Bataillon und 1 Studenten- Bataillon anschlossen, im Ganzen etwa aus 5000 Mann. Das toscanische Militär stand damals nicht in dem Rufe, beachtenswerte Soldaten zu besitzen, da die Wehrkraft unter mehreren aufeinanderfolgenden Regierungen vernachlässigt worden war, wie denn überhaupt die Toscaner für wenig- kriegerisch galten. Dafür war jedoch die Sache der italienischen Unabhängigkeit in Toscana am meisten in Fleisch und Blut der Bevölkerung übergegangen, und die Erfahrung zeigte, dass man sich bei den Toscanern über Mangel an Ausdauer und Tapferkeit nicht beklagen konnte. Auch die Truppen von Modena und Parma schlossen sich nach der Flucht der Fürsten dem piemontesischen Heer an, und zwar von Modena 2 Bataillone Infanterie, 1 Escadron Dragoner, 1 Batterie von 6 Geschützen und 1 Compagnie Pionniere, etwa 2000 Mann; von Parma 2 Bataillone, 1 Escadron und 1 Batterie, etwa 1500 Mann. Diese Truppen waren gut ausgerüstet und ausgebildet, doch, da der grösste Theil ihrer Officiere, einst der österreichischen Armee entnommen, sie verhess, von minderem Werte; ihre Zahl verminderte sich auch bald durch Desertionen, da sie eigentlich, ihren Souveränen ergeben, dem Kriege gegen Oesterreich abgeneigt waren. *) Haus-, Hof- und Staats-Archiv: Schreiben des Papstes vom 3. und 2fi. Mai an Se. Majestät den Kaiser und Antwort.