Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann Sommeregger: Ereignisse in den Legationen und Marken in Italien in den Jahren 1848 und 1849

162 Sommeregger. gegründet und war dem päpstlichen Proteste beigetreten. Unter diesen Umständen konnte die toscanische Armee füglich zu den nationalen Streitkräften gezählt werden. Rom, Sardinien und Toscana schlossen einen Bund, vor­erst mit vorwiegend handelspolitischem Zwecke, im Geheimen aber als Einleitung zu einer italienischen Liga. In Wien, woman das Verfahren des Feldmarschalls gut­geheissen, wollte man noch immer jeden Conflict mit dem Heiligen Stuhle vermeiden. Man sandte den Grafen Ficquél­ni ont als Vermittler der italienischen Politik nach Mailand, allein dies steigerte nur die Zuversicht und Kühnheit der italienischen Nationalpartei; diese hatte nur mehr die Ver­treibung Oesterreichs im Auge. So lange jedoch der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich noch irgend eine Möglichkeit sah, den Frieden zu erhalten, liess er kein Mittel hiezu unbenützt. Sein Streben gieng jetzt dahin, die Souveräne der italienischen Staaten wenigstens zur Aufrechthaltung ihrer eigenen Autorität zu bestimmen; wenn er ihrer persönlichen oder der National­eitelkeit einige Befriedigung geben konnte, zeigte er sich nachgiebig. Auf diese Art kam während der Ferrareser Wirren eine Art Uebereinkunft zustande, nach welcher die Haupt- und Thorwachen der Stadt den päpstlichen Linien-Truppen übergeben, die kaiserlichen Trappen ihre zwei Kasernen und ihre Wachen dortselbst behalten sollten, wodurch ein weiteres Zusammenwirken der österreichischen und päpstlichen Truppen entfiel1). Die Angelegenheit war also gegen das Ende 1847 definitiv beigelegt, und hatte überhaupt keine Folgen mehr, da die Ereignisse sich überstürzten und Ferraras Proteste bald in den Hintergrund traten. Pius IX. hatte stets vermieden, eine entscheidende Er­klärung seiner politischen Meinungen und Absichten aus­zusprechen, und wenn er vielleicht bei mancher Gelegen­heit auf die Grenzen hindeutete, die seine Reformen be­schränkten, so geschah dies auf eine Weise, dass der Eindruck durch die gleich darauf erfolgten Zugeständnisse leicht verwischt und bei den Neuerungssüchtigen Hoffnungen *) K. A., F. A. 1847, XII, 11.

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