Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)
Militär-Registratos Langer: Die Reoccupation Freiburgs und Breisachs 1698-1700
Eine kleine Probe dessen, was König Ludwig XIY. von Frankreich selbst im Frieden dem Kaiser und Reich zu bieten wagte und bei dem trostlosen Zustande des Reiches auch ohne besondere Gefahr bieten konnte, geben die theils im k. und k. Kriegs-Archive, theils im k. k. Statthalterei- Archive in Innsbruck aufbewahrten Schriftstücke über die Vorgänge gelegentlich der im Ryswijker Frieden bedungenen Rückgabe der Festungen Freiburg im Breisgau und Breisach an den Kaiser. Da diese Schriftstücke zugleich einen Blick auf das Wirrsal und die Unbehilflichkeit des vielgestaltigen Ver- wraltungs-Organismus der Erbländer der damaligen Zeit gestatten, so dürfte eine kurze Wiedergabe des Inhalts der erwähnten Schriftstücke manchem Leser nicht unwillkommen sein. Die Kriege Frankreichs unter Ludwig XIV. gehören der Mehrzahl nach zu jener Classe bewaffneter Unternehmungen, als deren erste und letzte Ursache unbezähmbare Ländergier und Verachtung alles Rechtes und geschlossener Verträge anzusehen ist, und welche daher euphemistisch „Eroberungskriege” genannt werden. Auch war Ludwig XIV. einer jener Eroberer, welche ihren Länderhunger nicht blos durch Waffengewalt im Kriege, sondern auch durch „friedliche Eroberungen” zu stillen suchten. Seine „Reunionskammern” müssen als Musterwerkzeuge für „Erwerbungen im Frieden” anerkannt werden. Allerdings hatte er infolge der Uneinigkeit der deutschen Fürsten leichtes Spiel, besonders da sich einer der mächtigsten Reichsstände, der Churfürst Friedrich III. von Brandenburg, gegenüber den Gewaltthaten Ludwig XIV.