Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 3/1. (1901)

Die Cavallerie - Entwicklung der einzelnen Reiter-Gattungen im kaiserlichen Heere

Entwicklung der einzelnen Reiter-Gattungen im kaiser­lichen Heere. Als Kaiser Maximilian I., gegen Ende des Mittelalters, um nicht von dem sich immer mehr dem Kriegsdienste entfremdenden Adel abhängig zu sein, beim Fussvolke die Institution der Landsknechte in das Leben rief, schuf er bei der ßeiterei in seinen „Kyrissern” etwas Aehnliches. Wie aus dem vom 28. Mai 1498 datierten Patente an die Stände Nieder- Oesterreichs‘) über die Aufstellung von 100 Kyrissern hervorgeht, bestanden dieselben nur aus Adeligen, welche unter 4 Hauptleuten standen. Mann und Pferd waren ganz in Eisen gehüllt. Jedem dieser Kyrisser waren ein „leichter Büchsenschütze zu Pferd”, dann 2 mit Spiessen (Lanzen) bewaffnete Knechte, „die Einrosser” oder „Einspännigen” beigegeben. Ausserdem hatte jeder Hauptmann, sowie jeder Kyrisser, je einen Knappen, einen mit einer Hellebarde versehenen und nur vorne gerüsteten Trabanten, einen Beitknecht (Marstaller), endlich einen leicht gerüsteten jungen Edelmann (Pagen) in seinem Gefolge2). Jeder der 4 Hauptleute sollte unter seinen Kyrissern 2 Personen haben, von welchen eine: „des Hauptmannes Lieutenant” und „des Kaisers Vennricher” (Fähnrich) genannt wurde und die grosse Fahne verwahren sollte. Solcher Fahnen gab es vier, jede in einer anderen der vier kaiserlichen Hauptfarben (roth, weiss, grün und gelb). Diese Fahnen waren mit allen vier Farben verbrämt und trugen in der Mitte ein Feuereisen und das burgundische goldene Kreuz mit Flammen besprengt. Die zweite Person: „des Hauptmannes Benn vennr ich er” sollte 200 gute einspännige Knechte anwerben und zu je vieren einen Trabanten zur Wartung der Pferde. Der Bennfähnrich bildete in der Marschordnung mit den Edelknaben die Vorhut. Jeder Hauptmann erhielt den Bestallungs-Brief, womit er in kaiserlichen Sold und Dienst gestellt und verpflichtet war, sowohl gegen die Türken, als in den Erblanden oder im Beiche zu dienen, wogegen der Kaiser ver­sprach, den Sold pünctlich und vollzählig verabfolgen zu lassen. Die Kyrisser waren nach Art der Bitter vom Kopf bis zu den Füssen in schwere Büstung gehüllt und hauptsächlich für den gewaltigen Stoss und den Kampf mit der blanken Waffe bestimmt, repräsentierten also gewissermassen die schwere Beiterei. Dieselben waren wohl im Solde den geworbenen Knechten gleichgestellt, nahmen aber doch eine bevorzugte Stellung ein, sowie überhaupt später die Officiers-Stellen ausschliesslich durch den Adel besetzt wurden. ’) K. A„ F. A. 1498, XIII, 1. *) Ein jeder Knappe konnte zum Trabanten, dieser zum Marstaller, letzterer aber zum Einspännigen vorrücken. Die Edelknaben waren mit einem Schilde (der Tartsclie) aus­gerüstet, trugen keinen Harnisch und waren mit leichten Pferden beritten gemacht. l* *

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