Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 3/1. (1901)
Die Cavallerie - Die innere Organisation der kaiserlichen Reiter-Regimenter im Allgemeinen
— 44 — Als Waffe führten sie den schweren Säbel (Pallasch oder Ciirassier- Schwert), dann zwei Pistolen. Der schweren Last entsprechend ritten die Cürassiere auch Pferde stärksten Schlages1). In Bezug auf Adjustierung in dieser Periode gilt das für die Reiterei im Allgemeinen Gesagte. 1650—1705. Nachdem von den früher erwähnten 9 Regimentern eines im Jahre 1652 aufgelöst worden, dagegen 1655—1656 5 Regimenter neu errichtet wurden1 2), so bestanden 1657 beim Regierungs-Antritte Kaiser Leopold I. 13 Cürassier- Regimenter. Im Laufe des Jahres 1657 wurden weitere 12, 1659 noch 3 Regimenter aufgestellt, dagegen 1657 4, nach dem Frieden von Oliva 12 Regimenter wieder aufgelöst und verblieben sohin Ende 1660 deren 123). Theils vor, theils anlässlich des Krieges gegen die Türken 1663 — 1664 wurden wohl 6 Regimenter neu aufgestellt, dagegen in der gleichen Periode eben so viele aufgelöst, so dass wieder 12 Regimenter auf dem Russe blieben4). In den Jahren 1672—1679 (Kriege gegen Frankreich) wurde die Zahl der Cürassier-Regimenter um 12 vermehrt5 6 7), wogegen jedoch theils vor, theils nach dem Frieden von Nymwegen wieder 13 aufgelöst wurden. Der Stand der Regimenter, welche in den ersten Jahren nach dem westphälischen Frieden, auch in der Zahl der Compagnien auf 6 herabgesetzt wurden, war ein mehrfach wechselnder, jedoch ziemlich niedriger (ca. 4 —600 Mann per Regiment). 1657 formierten die Regimenter 8 Compagnien, mit einem Stande von 75 Einspännigen per Compagnie, doch wurden die meisten derselben im Laufe des polnischen Auxiliar-Krieges auf 10—12 Compagnien completiert. In den Jahren 1673—1679 war derselbe in 10 Compagnien, welche 5 Escadronen formierten, mit 890 Mann festgesetzt5). Während des 16jährigen Kampfes gegen die Türken 1683—1698 erfuhr die Zahl der Cürassier-Regimenter wieder eine stetige Vermehrung und bestanden deren im Jahre 1697 19°), von welchen nach dem Carlowitzer Frieden nur ein Regiment aufgelöst wurde. Nachdem noch 1701 das Regiment Caprara aufgelöst, dagegen in den ersten Jahren des spanischen Erbfolgekrieges 3 Cürassier-Regimenter neu aufgestellt worden waren1), so bestanden 1705 beim Tode Kaiser Leopold I. 20 Cürassier-Regimenter. In den ersten Jahren des oberwähnten Türkenkrieges betrug der Stand eines Cürassier-Regiments nur 800 Mann in 10 Compagnien und wurde 1695 auf 12 Compagnien mit 1068 Mann erhöht. Nachdem nach dem Carlowitzer Frieden eine vorübergehende Reducierung auf 10 Compagnien (900 Mann) eingetreten war, nahmen 1701 alle Regimenter wieder den 1695 vorgeschriebenen Stand an8). 1) Später, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, war für das Cürassier-Pferd ein Mass von 16 Faust (169 Centimetern) vorgeschrieben. 2) Darunter 2 für den Dienst in Italien. 3) Ein kaiserlicher Erlass setzt wohl die Zahl der stehenbleibenden Regimenter mit 11 fest, doch ist in dieser das aus churtrierischen Diensten übernommene Regiment Fabri, welches erst 1663 aufgelöst wurde, nicht eingerechnet. 4) Unter den neu aufgestellten befand sich das gegenwärtige Dragoner-Regiment Nr. 7. s) In den Friedensjahren 1666—1673 zählten die meisten Regimenter wieder nur 8 Compagnien. 6) Aus dieser Periode stammt das 1683 durch den Herzog von Sachsen-Lauenburg aufgestellte jetzige Dragoner-Regiment Erzherzog Albrecht Nr. 9, alle übrigen wurden successive wieder aufgelöst. 7) Unter diesen das aus 5 Compagnien Caprara formierte Regiment Hessen-Darmstadt, gegenwärtig Dragoner-Regiment Prinz Albrecht von Preussen Nr. 6. 8) Die erwähnten Standes-Erhöhungen und Herabsetzungen traten nicht hei allen Regimentern ein und erscheinen dieselben daher vielfach in den Ordres de bataille mit verschiedenen Ständen ausgewiesen.