Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)

Freiherrn von Helfert: Die Stadt des Palladio im Jahre 1848

Stadt des Palladio 184S. 13 Infanterie (oberösterreichisch Nr. 14) abgeben. Man hatte noch immer keine Kanonen und im Gewehrfeuer hatten die Auf­ständischen den Vortheil geschützter Standpuncte in den fest verrammelten Häusern von Pontebba. Da traten in Klagen- furt einige Patrioten, zumeist junge Leute, darunter Graf Alfred Christallnigg, Nationalgarde-Commandant Baron Dick­mann, die drei Brüder von Moro, zu einer Berathung zusammen. Leopold von Moro erinnerte seine Genossen, dass ja aus den Franzosenzeiten in den Gewölben des Landhauses einige Geschütze vorhanden seien, die bei festlichen Gelegen­heiten ihre donnernden Dienste leisteten: sollten sie nicht für Ernsteres zu brauchen sein?! Sie wurden hervorgeholt, ein militärischer Fachmann wurde zu Bathe gezogen und er­klärte sie für kriegstauglich; in zwei Tagen ist alles Nöthige zusammengestellt, jubelnd zieht eine Schaar von Freiwilligen aus der Stadt und langt in der Nacht vom 22. zum 23. glücklich in Pontafel an. Sie bringen drei Vierpfünder-Kanonen mit je 60 Patronen. Bis zum Abend des anderen Tages waren die Kanonen trotz des- lebhaften Gewehrfeuers der Aufstän­dischen vortheilhaft postiert und die Beschiessung konnte beginnen. Der erste gewaltige Schuss fiel in den Glocken­thurm von Pontebba, der zweite mitten in die Ortschaft hinein. Von panischem Schrecken ergriffen, stob die Besatzung auseinander. Ein päpstlicher Officier feuerte etwas theatraliscn mit prunkendem Muthe eine Pistole ab und zog darauf von dannen. Als die Kaiserlichen stürmend in Pontebba ein­drangen, fanden sie keinen Helden, der ihnen Widerstand leistete; eine kaiserliche Abtheilung wurde den Flüchtigen bis ChiusaVeneta nachgesandt. Mittlerweile waren Kärnthner Schützen mit ihrer neugeweihten Fahne aus Klagenfurt aus­marschiert, um muthig an der Landesvertheidigung theilzu- nehmen. Sie fanden Pontafel vom Freunde, Pontebba vom Feinde verlassen und zogen mit den drei ständischen Kanonen in’s Pusterthal ab, wo sie Major Hablitscheck mit dankender Freude willkommen hiess1). Am 27. begann die allgemeine Vorrückung der Colonne Tomaselli, bei Gemona blieb das *) *) H. S. Eine Episode aus dem Jahre 1848; »Wiener Allg. Ztg.«, 1882, Nr. 748 vom 29. März; Feuilleton.

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