Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)

Hauptmann Veltzé: Die Hauptrelation des kaiserlichen Residenten in Constantinopel Simon Reniger von Reningen 1649-1666 - II. Hauptrelation des Grafen Leslie

Simon Reniger von Reningen. wesen und hat in die acht Stunden gewährt; der Sultan mit der Valide, der Sultanin, seinen beiden Brüdern und den Vor­nehmsten im Serail, ist in einem Lusthaus an der Garten­mauer, wo wir vorüber gemusst gestanden und hat zugeschaut, welches die Türken für die grösste Ehrerbietung geachtet, weil es keinem anderen christlichen, persischen oder indischen Gesandten jemals widerfahren. So bin ich auch auf der Reise sowohl zu Gran, Ofen, Belgrad, als bei allen Palanken mit Losbrennung der Stücke, nicht mit geringer Anzahl, sondern so viele auf den Mauern gestanden und von allen vornehmen Befehlshabern, dem Vezier von Ofen, dem Kaimakam zu Belgrad, neben der Miliz, Gewehr stehend, empfangen worden. Zu Adrianopel haben sie mich und mein ganzes Gefolge im Principalhaus logiert und nicht im Han, wie allezeit ge­bräuchlich gewesen, die Gesandten zu logieren, uns auch sonst gar höflich und freundlich tractiert. Den 6. August wurde ich zu der ersten Audienz zu dem Gross-Vezier geführt, der damals noch bei der Armee unter den Zelten campierte und haben alle hohen und niederen Officiere, ausser dem Vezier und den Paschas aufgewartet, worauf nach gewöhnlichen Complimenten mit vieler Ehrerzeigung, 120 Kaf­tane, darunter einer für mich mit Zobel gefüttert, ausgetheilt wurden. Den 11. August darauf, bin ich zu der ersten Audienz zu dem Sultan geführt worden, allwo mir solche Ehrerbietung widerfahren, also nicht von den Türken andere Male practi- ciert worden, indem sie gar meine Trabanten mit ihrem Ober­gewehr in das Serail bis vor den Divan kommen lassen; in der Audienz bei dem Sultan, weil er selbst geredet, hat man ebenmässig für eine grosse Ehrerbietung gehalten; item sein Thron im Zimmer gewesen, wo er die Audienz gegeben hat, mit vielen Kleinodien und köstlichen Mobilien zurichten lassen, auch schier alle Janitscharen und andere Hofbediente neu gekleidet gewesen. Den 16. August bin ich zu dem Gross-Vezier in dem vornehmsten Palaste oder Serail zu Adrianopel zu Gast ge­führt worden, welches der Sultan seinem Favorit sehr prächtig mobiliert etliche Monate zuvor geschenkt hat und 153

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