Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)

Hauptmann Veltzé: Die Hauptrelation des kaiserlichen Residenten in Constantinopel Simon Reniger von Reningen 1649-1666 - I. Hauptrelation des kaiserlichen Residenten Simon Reniger

Simon Reniger von Reningen. 149 sie hindern im Gehen weniger und es verursacht viel mehr Schrecken, wann die Köpfe nacheinander herunterfliegen und wann Alles im Blute liegt. Es ermangeln nicht, die vermeinen, die Türken wären nicht mehr so kriegerisch und barbarisch wie vor Zeiten; ach wehe! der armen Christenheit wo diese Leute einfallen: es wäre kein Wunder, wann mir das Herz im Leibe zer­sprungen wäre, dass ich mit Augen Zusehen müssen, wie sie mit den armen gefangenen Christen und mit dem christlichen Blut gehaust. Jeder, so einen Christen niedermacht oder seinen Säbel im christlichen Blut färben kann, vermeint Gott ein wohlgefälliges Werk zu thun; Viele haben sich gefangen ergeben, in Meinung ihr Leben zu salvieren; da man sie ein­gebracht, sind sie vor dem Zelt armselig niedergemacht worden, also dass vor des Gross-Veziers Zelt gemeiniglich ein Haufen Köpfe und Körper zu sehen gewesen; es hatte gleich gegolten, ob einer einen lebendigen Gefangenen oder einen Kopf eingebracht, dann der Vezier für jeden dreiThaler geben lassen. Die Mannsbilder sind meistentheils niedergemetzelt, ihre Köpfe aber hinter dem Sattel an die Pferde gehangen und also fortgeführt worden, massen ich dann die Strassen zum öfteren mit todten Leibern belegt, die kleinen unmündigen Kinder aber, so nicht laufen oder fortkommen können, im Koth zertreten, bald todt, bald halb todt, wo bisweilen der halbe Leib abgeführt oder abgeritten, der halbe aber beim Leben gewesen, kläglich weinend gefunden; habe endlich selbst ein paar Wagen Kinder mit ihren Müttern, welche ich ausgelöst, eine Zeit lang bei mir gehabt, bis ich sie in Sicher­heit gebracht. Die Kinder aber und Weibspersonen, welche dauern können, sind alle entführt und verkauft worden und habe zu­weilen schmerzlich zusehen müssen, wann die Tataren im Lager auf und ab geritten, auf dem Pferd etwa Kinder oder auch Mägdelein von 12, 15 Jahren hinter sich gehabt, die­selben feil geboten, die Türken aber solche wie das Vieh allerseits, auch unschamhaftig, besichtigt und um den Werth accordiert. Ach, was ich gesehen, sollten alle christlichen Herzen, sonderlich die hohen Potentaten gesehen haben; der Feind

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