Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)
Hauptmann Veltzé: Die Hauptrelation des kaiserlichen Residenten in Constantinopel Simon Reniger von Reningen 1649-1666 - I. Hauptrelation des kaiserlichen Residenten Simon Reniger
148 V e 11 z e. Artillerie haben die Türken genug, die schönsten Kanonen sind die, so sie von den Christen erobert und die grössten haben sie zu Esseg, Szigeth, Kanizsa, Stuhlweissenburg, Ofen, Gran, Erlau und in derlei Orten, also dass sie nur mit kleinen Stücken von Constantinopel aufbrechen und die grossen Car- thaunen erst auf den Grenzen zu Felde bringen. Sie giessen Stücke zu Griechisch-Weissenburg und Constantinopel und ermangelt ihnen an Metall und dergleichen Materien nicht, sonderlich Zinn und Blei, von welchem die Engländer ganze geladene Schiffe einbringen; zwar lassen sie zu Constantinopel bei den süssen Wässern und auch zu Gallipoli am Weissen Meere Pulver machen, aber das meiste kommt aus Aegypten von Cairo, welches sie hernach nicht allein zu Lande, sondern auch durch den Bosporus auf das Schwarze Meer und vollends auf der Donau bis nach Griechisch-Weissen- burg, Esseg, Ofen und Gran conducieren lassen; hier pflegen sie von allerhand Nothdurft, Magazine und Provianthäuser zu halten und habe mich nicht ein-, sondern vielmals verwundert, was diese Leute sowohl zu Wasser, als zu Lande für einen Fleiss im Zuführen gebrauchen. Im Marschieren und Logieren haben sie keine Ordnung; die Janitschären marschieren geeinigt voran, logieren beieinander, aber die Spahis ziemlich zerstreut; im Minieren und in Approchen sind sie gut, aber sonst haben sie wenig erfahrene Kriegs-Häupter; ihre beste Miliz ist die aus Europa, die aus Asien ist nicht so stark und dauerhaft und ehe diese von den persischen Grenzen und den weitabgelegenen Orten herüber nach Europa kommt, wird leicht ein halbes Jahr vorüber gehen. In Treffen und Schlachten haben die Türken keine solche Ordnung als wie die Christen; was sie mit der Menge und ersten Furie in Halbmondform nicht richten, wird hernach schwerlich geschehen; ihr bestes Gewehr, worauf sie sich am meisten verlassen, ist der Säbel, sonderlich wenn sie einmal einbrechen und die Oberhand gewinnen. Ich wäre der einfältigen, jedoch unmassgeblichen Meinung, dass wann ein Krieg wider die Türken zu führen, anstatt der Bapiere und. Degen, ebenmässig kurze, breite Wehr, welche wohl hauen und schneiden, gebraucht werden sollten, denn