Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 11. (Neue Folge, 1899)

Hauptmann Oscar Criste: Beiträge zur Geschichte des Rastatter Gesandten-Mordes 1799 - Ansichten verschiedener Historiker über den Gesandten-Mord

412 Criste. sich in den Besitz ihrer Papiere zu setzen.« Bei dem Vollzug dieses Auftrages hätten die Soldaten »entweder in der Trunken­heit oder durch Scheltworte und Widerstand gereizt« mit scharfer Klinge auf die Gesandten eingehauen! Mit befremdender Bestimmtheit trägt Weber1) die ver­schiedensten Unrichtigkeiten vor. Es unterliege keinem Zweifel, sagt er, dass Husaren auf Befehl ihrer Officiere die Frevel- that ausgeführt und bezeichnet es als eine »Verdunkelung und Irreleitung des Thatbestandes«, wenn in der Folge das Gerücht ausgesprengt wurde, die Thäter seien Emigranten oder verkleidete Räuber gewesen. Dem Wiener Cabinet, so belehrt dieser Historiker die Leser seiner Weltgeschichte, musste daran liegen, Stimmungen und Gesinnungen der deutschen Congress-Deputierten und der Reichs-Stände zu er­fahren, sowie die Documente der in Selz gemachten Zu­geständnisse um den Preis von Bayern zu vernichten. Desshalb habe Minister Thugut dem Grafen Lehrbach einen »ge­heimen Wink zukommen lassen«, er möge suchen, in den Besitz des Gesandtschafts-Archivs zu gelangen. Die vom Erz­herzog Carl, der die Ausweisung der Gesandten und die Abnahme ihres Archivs ebenfalls gewollt, angeordnete Unter­suchung der von Szekler-Husaren begangenen Mordthat sei als ungenügend eingestellt, das Rechts verfahren nach der Haupt­stadt (Pilsen?) verlegt worden, wo der Process in die Länge ge­zogen wurde, bis neue Ereignisse ihn in Vergessenheit gebracht. Und man hat nicht einmal diese Papiere wirklich behalten, sondern dem französischen Commandanten ohne weiteres übersendet? Spätere Historiker, so versichert Weber, wollten »das Brandmal von der österreichischen Regierung austilgen« und »wiederholten die Fabel von Emigranten oder von ver­kleideten Banditen oder von einem Act militärischer Lynch­justiz . . .« Dass also auch der Historiker Sybel von Web er zu Jenen gerechnet wird, die darnach gestrebt haben, »ein Brandmal von der österreichischen Regierung auszutilgen«, wird gewiss von Allen, welche die Schriften Sybel’s kennen, den 14. Band der Weber’schen Weltgeschichte aber nicht, mit billigem Staunen vernommen werden! *) *) Allgemeine Weltgeschichte. 2. Auflage. 14. Band. Leipzig, 1888.

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