Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 11. (Neue Folge, 1899)

Hauptmann Oscar Criste: Beiträge zur Geschichte des Rastatter Gesandten-Mordes 1799 - Das weitere Schicksal der verdächtigten Husaren

402 Criste. Aus dieser kurzen biographischen Uebersicht geht zweifellos hervor, dass das blutige Ereigniss vom 28. April 1799 ausschliesslich nur auf das weitere Schicksal des Obersten Barbaczy und des Rittmeisters Burkhard und selbst auf dieses nur höchst geringfügig Einfluss genommen hat. Denn mehr hätten diese beiden Officiere auch dann nicht erreicht, wenn ihre Namen bei dem Vorfall ungenannt geblieben wären, aber auch nicht weniger. Officiere vom Schlage Barbaczy’s schliessen ihre militärische Carriére mit dem Range und der Pension eines General-Majors und Burkhard hat, bei seinen bescheidenen Anfängen, gewiss nicht den Ehrgeiz besessen, eine höhere Charge, oder mindestens Pension zu erreichen, als die eines Majors. Die Gründe, wesshalb man diese beiden Officiere, sowie die verdächtigten Husaren nicht im Felde beliess, sondern in ihre Heimath beförderte, liegen auf der Hand. Ihre Namen waren in allen Zeitungsblättern des In- und Auslandes im Zusammenhang mit der Mordthat genannt worden; eine vollständige Rehabilitierung aber, nicht nur gegenüber dem Auslande, sondern selbst dem eigenen Heere gegenüber, war, wie die Verhältnisse nun einmal lagen und da die wirklichen Thäter nicht festgestellt werden konnten, ganz unmöglich — nicht, weil sie schuldig befunden worden waren, sondern weil man mit diesen vielverdächtigten Namen nicht abermals den ganzen Sturm der österreichfeindlichen Zeitungen und anderen Stimmen entfesseln wollte. Als es in Deutschland bekannt wurde, dass der Kaiser die Unter­suchung dem Reichstage überlassen habe, da pries Friedrich Gentz diesen Schritt. Ein guter Genius, sagte er, habe dem kaiserlichen Hofe den glücklichen Gedanken eingegeben, diese verhasste Sache dem Reichstage zu übergeben. »Hätte die Untersuchung die österreichische Regierung unter ihrer alleinigen Autorität führen lassen, nie würden ihre zahllosen Feinde sie von dem Banne der fürchterlichsten Anklagen losgesprochen haben; sie würden froh genug gewesen sein, ihr vorzuwerfen, dass sie Richter in ihrer eigenen Sache gewesen sei. Hätte man die Husaren unschuldig gefunden: »Natürlich, wer wird seine Mitschuldigen im Stiche lassen?« Hätte man unter ihnen Theilnehmer am Morde entdeckt und die härtesten Strafen über sie verhängt: »Wer das erste Verbrechen begangen hat,

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