Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 11. (Neue Folge, 1899)
Hauptmann Oscar Criste: Beiträge zur Geschichte des Rastatter Gesandten-Mordes 1799 - Zweck und Verlauf des Rastatter Congresses bis zur Schlacht bei Stockach (26. März 1799)
Beiträge zur Geschichte des Rastatter Gesandten-Mordes. 11 Reichsstände auf Kosten der rechtsrheinischen im Wege der Säcularisation entschädigt werden sollten. Oesterreich und Wiirzburg allein widersetzten sich diesem Beschlüsse; der kaiserliche Plenipotentiarius versagte demselben die Zustimmung und sandte das Votum der Reichsstände mit einfachem Begleitschreiben an die französischen Minister1). Damit aber konnte der von der Mehrheit der Deputation beschlossene Gewaltact nicht ungeschehen gemacht werden, ohne die weiteren Verhandlungen abzubrechen, was gleichbedeutend mit der Wiedereröffnung des Krieges gewesen wäre. Erschöpft von den jahrelangen Kämpfen gegen die mit gewaltigen Hilfsmitteln ausgestattete französische Republik, konnte der österreichische Staat an einen Wiederbeginn des Krieges vorläufig nicht denken, sondern musste bestrebt sein, vorerst eine neue kraftvolle Coalition zusammenzubringen, und das war auch das Ziel, dem die Leiter des österreichischen Staates mit allen Kräften zuzustreben begannen, sobald es sich gezeigt hatte, dass Frankreich weder massvoll, noch gerecht sein wollte. Verbündete im Deutschen Reiche selbst zu finden, war freilich bei der Zerfahrenheit und Schwäche der kleineren und grösseren Reichsstände, deren Vertreter in unwürdigster Weise um die Gunst der Franzosen buhlten2), ganz unmöglich; der zweite bedeutende Staat in Deutschland aber, Preussen, war einem Kriege gegen Frankreich nicht nur selbst abgeneigt, sondern suchte auch mit allen Mitteln Oesterreich in seinem voraussichtlichen Kampfe mit Frankreich zu isolieren und auch die wenigen wohlgesinnten Reichsstände zur Neutralität zu bewegen. Trotzdem Oesterreich sich anheischig machte, sowohl auf jede noch so berechtigte Neuerwerbung in Deutschland, als auch auf die Durchführung der geheimen Bedingungen des Friedens von Campo Formio zu verzichten, gelang es nicht, Preussen von seiner Frankreich überaus günstigen Neutralität abzubringen. Unter stets neuen brutalen Forderungen der Franzosen und demüthigen Bitten, Vorstellungen und Schmeicheleien der Reichsfriedens-Deputation; unter unermüdlichen Versuchen *) Vivenot, a. a. 0., 1—12. 2) Vgl. Lang, Memoiren. I, 333 ff. Häusser, Deutsche Geschichte. H, 155 ff.