Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 1. (1898)
Die Fuss-Truppen - I. Infanterie - Organisation und Einrichtung der kaiserlichen Regimenter zu Fuss (Infanterie-Regimenter)
- 38 — Nach clem Frieden von Rastatt (1713) hatte Kaiser Carl VI., 5 theils spanische, theils italienische (mailändische und neapolitanische) Regimenter ans spanisch-habsburgischen in kaiserliche Dienste übernommen, ebenso 8 niederländische National-Regimenter und eines auf Sardinien. Eine weitere Vermehrung der Regimenter fand anlässlich des Krieges gegen die Türken 1716—1718 *) statt, wo 10 Regimenter theils neu errichtet, theils auf eine gewisse Anzahl von Jahren aus fremden in kaiserliche Dienste übernommen wurden* 2 3). Am Schlüsse dieses Krieges betrug demnach die Zahl der Regimenter zu Fuss (die niederländischen National-Regimenter, sowie das sardinische, nunmehr Marine-Regiment für Neapel, nicht eingerechnet): 49 deutsche und 1 Hayducken-Regiment8), dann 2 spanische, 1 mailändisches, zwei neapolitanische National-Regimenter4 5). Vom Jahre 1718 an erscheint in den Bestallungen über Aufstellung oder Verleihung erledigter Regimenter der Ausdruck „Infanterie-Regiment” statt des bisher üblichen: „Regiment zu Fuss”, allgemein angewendet; doch wurde die letztere Benennung noch bis zum Beginn des österreichischen Erbfolgekrieges in allen Standes- und sonstigen Acten gebraucht und verschwand erst mit diesem Zeitpuncte gänzlich. Nach Beendigung des sich an den obenerwähnten Türkenkrieg anschliessenden Krieges auf Sicilien fand in den Jahren 1720/21 eine theilweise Armee-Reduction statt, von welcher 5 Infanterie-Regimenter betroffen wurden. Gleichfalls 1721 erfolgte die Reorganisation der spanisch-italienischen National-Regimenter, indem eines (Luccini) ganz aufgelöst, aus je zwei der übrigen ein neues Regiment auf deutschem Fusse formiert wurde, welche weiterhin als italienische galten und ihre Ergänzung vorwiegend aus dem Mailändischen erhielten6). Ebenso wurden 1725 die 7 niederländischen National-Regimenter reorganisiert6) und aus denselben 3 Regimenter auf deutschem Fusse formiert, welche ihre ständige Ergänzung auch fernerhin aus den Niederlanden erhielten und „Wallonen-Regimenter” genannt wurden7). Nach Nationalitäten unterschied man nunmehr : Deutsche-, Hayducken- und Wallonen-Regimenter8). 1727 wurde infolge drohender politischer Verwicklungen bei dem grössten Theile der Infanterie-Regimenter ein 4. Bataillon, die sogenannten „Auctions-Compagnien” aufgestellt, welche jedoch 173Í wieder aufgelöst, beziehungsweise zur Deckung der Standes-Abgänge bei anderen Regimentern, an solche abgegeben wurden. Zu Beginn des von 1733—1735 währenden polnischen Erbfolgekrieges wurden wieder 9 Regimenter neu aufgestellt, 13 (darunter drei Schweizer- Regimenter) von fremden Souverainen in kaiserlichen Sold übernommen, die letzteren aber, sowie 4 der neu aufgestellten, nach Beendigung des Krieges wieder aufgelöst, beziehungsweise rückgestellt9). *) Theilweise als "Vorbereitung zu demselben schon 1715. 2) "Von diesen Regimentern bestehen noch: Alt-Lothringen, jetzt Kaiser Franz Joseph Kr. 1; Jung-Lotliringen, jetzt Erzherzog Carl Nr. 3; Jung-Württemberg, jetzt Oskar II., König von Schweden und Norwegen Nr. 10; Anspach, jetzt Michael, Grossfürst von Russland Nr. 26 und Baden-Durlach, jetzt Freiherr von Hess Nr. 49. 3) Unter Ersteren die 1720 rückgestellten Regimenter Alt-Württemberg und Max Hessen. 4) Die seit 1701 in kaiserlichem Solde gestandenen 2 Schweizer-Regimenter wurden schon Ende 1717 abgedankt. 5) Von den hiedurch gebildeten zwei Regimentern wurde das Eine, Marulli, 1751, das Andere 1795 als Schmidtfeld Nr. 48 aufgelöst. 6) Das 8. (Devenitz) war schon 1714 aufgelöst worden. 7) Es waren dies: Los Rios, jetzt Graf Clerfayt Nr. 9; Prié, jetzt Graf Schulenburg Nr. 30 und de Eigne, 1809 als Württemberg Nr. 38 aufgelöst. 8) Die italienischen wurden zu den deutschen gerechnet, da sie in allen Standes- Verhältnissen den letzteren gleichgehalten waren, während für die Wallonen-Regimenter hie und da Ausnahms-Bestimmungen galten. 9) Aus dieser Periode stammen die Regimenter Ernst Ludwig, Grossherzog von Hessen Nr. 14, Erzherzog Franz Ferdinand Nr. 19, Graf Abensperg-Traun Nr. 21, Wilhelm I., deutscher Kaiser und König von Preussen Nr. 34 und Freiherr von Handel Nr. 40.