Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 1. (1898)

Die Fuss-Truppen - I. Infanterie - Organisation und Einrichtung der kaiserlichen Regimenter zu Fuss (Infanterie-Regimenter)

36 ­kommen aucli schon Regiments-Tambours vor, bei den Compagnien wurden die Fouriere systemisiert, auch erscheinen 2—4 „Fourierschützen” zur Bedienung des Hauptmannes ausgewiesen. Der Regiments-Quartiermeister, Auditor, Caplan, Secretär, Wachtmeister- Lieutenant, der Proviantmeister und der Wagenmeister, endlich der Profoss bildeten die sogenannten „Personen der Stabsämter”, bei den Compagnien der Hauptmann, Lieutenant, Fähnrich, Feldwebel, Fourier, Feldscher und Musterschreiber die „Prima-plana” *). Als zu Beginn des spanischen Erbfolgekrieges die in jedem Regimente vorhandenen Grenadiere2) (8 Mann pro Compagnie) in eigene Compagnien vereinigt wurden, unterschied man in einem Regimente zu Fuss nach der Bewaffnung „Musketier-” oder nunmehr allgemein „F üsilier-Compagnien” genannt und „Grenadier-Compagnien”. Zu demselben Zeitpuncte wurde bei jedem Regimente ein 4. Bataillon3) aufgestellt und ein Regiment hatte sohin aus 16 Füsilier- und 1 Grenadier-Com­pagnie zu bestehen. Der Stand eines Regiments war mit 2400 Mann, jener einer Füsilier- Compagnie mit 150, einer Grenadier-Compagnie mit 10Ó Mann4 5) normiert. In administrativer Hinsicht wurden die Compagnien nunmehr in „Stabs-” und „ordinäre” (ordinari-)Compagnien unterschieden. Hnter ersteren verstand man jene, deren Eigenthümer (Empfänger be­stimmter Bezüge) die Stabs-Officiere, der Obrist-Inhaber, Obristlieutenant und Obristwachtmeister waren und welche, da die Genannten das Commando der­selben nicht unmittelbar führten, von den Lieutenants, die in dieser Eigen­schaft „Capitain-Lieutenants”6 7) hiessen, commandiert wurden. Die übrigen von ihren Hauptleuten befehligten, waren die „ordinären” und wurden nach den Hauptleuten benannt. Die Compagnie des Inhabers, welche als die erste des Regiments galt, wurde auch „Leib-Compagnie” genannt, das Bataillon, in welchem sie stand: „Leib-Bataillon”6). Als in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Charge des „Obrist-Regiments-Commandanten” neu creiert wurde und auch dieser in die Bezüge einer Compagnie trat, gab es nunmehr 4 solcher Stabs-Com­pagnien, welche ausser der Leib-Compagnie als Obrist-, Obristlieutenant- und Obristwachtmeister-Compagnie benannt wurden. Der Obristwachtmeister commandierte, wenn das Regiment nur in 3 Bataillone formiert war, das Leib-Bataillon. Zur Regelung des inneren Dienstbetriebes war eine Compagnie in „6 Corporalschaften”’), jede dieser wieder in „3 Cameradschaften” abgetheilt, von welchen je 2 einem Gefreiten, die dritte einem erfahrenen Soldaten unter­geordnet war8). In der Bewaffnung trat unter Montecuccoli eine Aenderung ein, indem er die Zahl der Pikeniere bedeutend verringerte9) und eine verbesserte Muskete einführte. Abgesehen davon, dass zuerst die Dimensionen der Muskete 3) Sielie auch den Abschnitt: Chargen und ihre Obliegenheiten. Der Name ,,Prima- plana” kommt von dem ersten Blatte” der Musterliste, auf welchem diese Chargen bei jeder Abtheilung verzeichnet standen. 2) Seit circa 1670 im kaiserlichen Heere normiert. 3) In Folge der grossen Verluste im Laufe dieses Krieges erscheinen jedoch die meisten Regimenter unter Beibehaltung der Zahl der Compagnien in 8, ja selbst nur 2 Ba­taillone formiert. 4) Bei den Grenadier-Compagnien war statt des Fähnrichs ein zweiter Lieutenant (Unterlieutenant) im Stande; die Compagnien der Hayducken-Regimenter waren zumeist 200 Mann stark, das Regiment aber nur in 10 Compagnien gegliedert. 5) Die Charge des Capitain-Lieutenants, als eine Zwischenstufe zwischen dem Haupt­mann und dem Lieutenant erst 1748 creiert. 6) Doch kommt dieser Ausdruck in den Acten selten vor, officiell gilt derselbe erst von 1769 an. 7) Nach der Anzahl der damals vorhandenen Corporale. 8) Die Untertheilung einer Compagnie in Züge erfolgte erst durch das Reglement vom Jahre 1807; in tactischer Hinsicht kommt dieser Ausdruck, jedoch als eine Unter- Abtheilung des Bataillons schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts vor. °) 48 Pikeniere, 88 Musketiere und 8 mit Rundtartschen (runden Schildern) Bewaffnete, in einer circa 150—160 Mann starken Compagnie. (K. A., F. A. 1658, VI, 79.)

Next

/
Thumbnails
Contents