Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 1. (1898)
Die Fuss-Truppen - I. Infanterie - Die Infanterie-Regimenter Nr. 1-102.
— 422 — Rückzuge des Corps erneuert grosse Verluste. Die in Deutschland verbliebenen Grenadiere in den Gefechten bei Wetzlar, Limburg, dann in den Schlachten bei Amberg und Würzburg, dem zweiten Gefechte bei Limburg, in welchem das Bataillon von Erzherzog Carl besonders belobt wurde. 1797 war das 1. (Leib-) Bataillon in den Kämpfen am Monte Baldo (Colonne Köblös), wo wieder ein Theil in Kriegsgefangenschaft gerieth und kam schliesslich noch in den Rückzugs-Gefechten bei Neumarkt und Judenburg zur Verwendung1). Die Grenadiere waren an den Gefechten bei Wetzlar und Münzenberg betheiligt. 1799 zwei Bataillone auf dem Kriegs-Schauplatze in Deutschland, in den Schlachten bei Ostrach (Liptingen) und Stockach mit Auszeichnung gekämpft. Die Grenadiere (Bataillon Juch) ausser diesen Actionen noch in der ersten Schlacht bei Zürich gefochten. Der später seinen Wunden erlegene Oberstlieutenant Baron Beust wegen besonderer Bravour in der Schlacht bei Stockach als ausgezeichnet genannt. 1800 waren alle Abtheilungen in den Schlachten bei Engen und Möskirch, den Gefechten bei Sigmaringen, Biberach, Ochsenhausen und am Neuburger Wald. Die Grenadiere und eine Division des Regiments in der Schlacht bei Hohenlinden, erstere noch in dem Gefechte bei Anthering. Hauptmann Steiner bei Engen sich hervorgethan. 1805 mit dem 1., 2., 4. und Grenadier-Bataillon auf dem Kiiegs-Schau- platze in Deutschland, focht das Regiment bei Wertingen und Jungingen; bei Elchingen (14. October) wurde das von seinem Corps abgeschnittene Regiment unter seinem Commandanten Obersten Freiherrn von Henneberg von überlegenen Cavallerie-Massen angegriffen, umzingelt, die Carrés nach helden- müthiger Gegenwehr gesprengt und der grösste Theil des Regiments gefangen; die Reste desselben (circa 400 Mann) theilten mit dem Corps Werneck bei Troclitelfingen das gleiche Schicksal. Das 3. Bataillon machte das Gefecht bei Stecken mit. 1809 mit zwei Bataillonen bei der Haupt-Armee in Deutschland (1. Corps) war das Regiment in Bayern nicht in das Feuer gekommen. Die Grenadiere (Bataillon Georgy) bei Hausen und Eggmühl, dann mit besonderer Auszeichnung bei Regensburg gefochten. In der Schlacht bei Aspern -wurde das Regiment wegen seiner Tapferkeit von Erzherzog Carl während des Kampfes belobt, ebenso brav fochten die Grenadiere. Oberlieutenant Radichevich für besondere Auszeichnung zum Capitain-Lieutenant befördert. Unvergleichlichen Ruhm aber erwarb sich das Regiment in der Schlacht bei Wagram, wo es unter Führung des Majors Fromm (Oberst Brixen bereits schwer verwundet), die zwischen dem 1. und 4. Corps eingedrungenen Franzosen durch einen glänzenden Bajonnett-Angriff zurückwarf und den bereits in Unordnung gebrachten Truppen dieses Corps Gelegenheit verschaffte, sich zu Taillieren. Generalissimus Erzherzog C arl ritt sofort vor die Front des Regiments und rief demselben zu: „Soldaten, ihr habt sehr brav gefochten, ihr wart tapfer; ihr habt einen heissen Nachmittag gehabt; ich -werde Euch auszeichnen”. Zu Major Fromm gewendet, sprach er: „Ihre Brust, Herr Major! behalte ich mir vox-, für Ihre Tapfei-keit, selbst mit dem Theresien- Oi-den zu zieren”; leider fiel dieser tapfere Stabs-Officier schoxx am zweiten Schlachttage. Zufolge Armee-Befehles vom 7. Juli, erhielt das Regiment die Auszeichnung, künftig bei allen Gelegenheiten den „Grenadier-Marsch” schlagen zu dürfen. Das Regiment focht schliesslich noch bei Znaym. Das 3. Bataillon machte die Operationen in Sachsen und Franken unter G. d. C. Kienmayer mit. 3) Erzherzog Carl sagt in seinem Berichte über dieses Gefecht: ,,Das Leib-Bataillon Erbach hat mit einer, ihm zum vorzüglichen Ruhme gereichenden Standhaftigkeit, den Wald bei An thai vertheidigt. Diese Truppe hat sich, ohne Rücksicht auf den erlittenen Verlust, durch eigene Bravour, durch Standhaftigkeit und durch gute Führung der Offieiere erhalten und sich der ausgezeichneten Zufriedenheit Sr. Majestät theilliaftig gemacht.”