Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)

Custine's Einbruch in Deutschland - Vormarsch der Verbündeten auf Frankfurt am Main

Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 79 kommen, dies weder Mangel an Sorgfalt oder Vorsicht meinerseits wäre, noch Mangel an Anwendung aller politischen Mittel, wie Sie ja beurtheilt haben können. Ich hoffe, dass wir durch unsere Erfolge Sie noch in Erstaunen setzen werden, insoweit uns die kurze Zeit hiezu noch behilflich sein wird.“ Thatsächlich aber scheute sich Custine, den Preussen und Hessen im offenen Felde gegenüberzutreten; er fürchtete den Entscheidungskampf, zumeist, weil ihm um seinen so leicht er­worbenen Ruhm und vor der Unverlässlichkeit seiner Truppen bangte. Gewiss wären der französische Kriegsminister und der Con­vent erstaunt gewesen, wenn sie rechtzeitig und wahrheitsgetreu erfahren hätten, wie rasch er vor dem Feinde, dem er so erstaun­liche Erfolge abringen wollte, zurückwich. Trotzdem die beiden Gegner einander schon am 9. November so nahe standen, kam es erst am 2. December zum Kampfe und auch dann nicht zur Entscheidung; Nebenkräfte rauften sich um Frank­furt, die beiderseitige Hauptkraft blieb unthätig stehen. Der vor­sichtige Herzog von Braunschweig und der „kühne“ grossmäulige Custine wichen einander aus, wo sie nur konnten. Daher kam es, dass die Verbündeten bei ihrem Vormarsche nur auf kleine französische Abtheilungen trafen, welche ohne jeden Kampf zu- rückgiengen. Custine nämlich, als er die Nachricht erhielt, dass die Preussen nicht die Absicht hätten, nördlich der Lahn Winterquartiere zu beziehen, sondern bei Montabaur nur Verstärkungen ab warteten, um sodann mit dem bei Marburg versammelten Hessen-Cassel’schen Corps gemeinsam gegen ihn vorzugehen, zog am 10. (?) November seine Truppen von der Lahn in die Gegend von Usingen, am 17. November nach Homburg und am 25. nach Höchst zurück,1) „er schloss seine Cantonnements enger zusammen“, wie er Beur- nonville schrieb,2) um Frankfurt zu decken und seine Verbindung mit Mainz zu sichern und Braunschweig seinerseits brach erst am 26. November von der Lahn auf, liess wenige Tage später das bei Homburg-Höchst in Stellung befindliche Corps Custine *) Tableau historique, II., 174, 177. 2) Chuquet, VI., 184.

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