Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)

Custine's Einbruch in Deutschland - Vormarsch der Verbündeten auf Frankfurt am Main

80 Christen. ■ vorsichtig beiseite liegen und wich dem Gegner, zu dessen „rascher“ Vernichtung er auszog, im weiten Bogen aus, statt mit allen, an der Lahn zwischen Weilburg-Limburg zu vereinenden preussisch- hessischen Kräften in kürzester und erfolgreichster Richtung auf Mainz vorzustossen. Der Herzog überschätzte die Truppenstärke Custine’s; er war im eigenen Lande über den Feind nicht so wohl unterrichtet, wie Custine über seine Gegner. Durch eine am 27. gefangene französische Patrouille brachte General Kalkreuth in Erfahrung, dass Oberst Houchard mit etwa 4000 Mann unweit Homburg in Stellung wäre. Er beschloss, dieses Corps von Frankfurt abzuschneiden und marschierte zu diesem Zwecke am 28. in drei Colonnen vor, um die Höhen bei Bergen zu erreichen; die linke Colonne (Train mit einem Bataillon, einer Escadron Bedeckung), über Windecken; die Hauptcolonne unter General Biesenrodt über Ilbenstadt, Karben, Dorfeiden; die rechte unter General Eben, (11 Escadronen, hessische Jäger und vier kleinere Detachements) über NiederwillstadtSetterweil, Eschbach auf Homburg, um dieses gegen Süden abzuschliessen. Houchard’s Truppen zogen sich beim Herannahen der in Detachements aufgelösten rechten Colonne ohne Kampf in vorbereitete Verschanzungen auf das Plateau südöstlich von Ober­ursel zurück. Die Colonne General Eben wurde gesammelt und rückte über Vilbel, das bei ihrer Annäherung von seiner Besatzung ge­räumt wurde, auf der Strasse gegen Frankfurt vor. Die Haupt­colonne hatte unterdessen Bergen erreicht, dessen Besatzung (60 Infanteristen, 18 Reiter) durch die Vorhut überrascht und nach kurzem Kampfe gefangen genommen wurde. General Kalkreuth rückte hierauf mit einem Theile des com- binierten Corps gegen Frankfurt vor, sperrte die Communica- tionen gegen Cronberg, Homburg und Friedberg durch Cavailerie ab und liess den Commandanten von Frankfurt ■ zur Uebergabe auffordern. General Van Helden wusste infolge der von Custine erhal­tenen, einander widersprechenden Befehle nicht, ob er Frankfurt räumen oder vertheidigen sollte; er wandte sich daher um endgiltige J) Auch Nd. Wöllstadt.

Next

/
Thumbnails
Contents