Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Custine's Einbruch in Deutschland - Massnahmen der Verbündeten gegen Custine's weiteres Vordringen. Treffen an der Lahn. Custine's Versuche in Politik
72 Christen. allgemeine Reichsbeschluss zustande: „dass einstweilen und mit Vorbehalt des demnächst erstattbaren umständlichen Gutachtens auf die in kaiserlicher Ansprache vom 1. September enthaltenen Vorschläge zu schleuniger Befreiung und Rettung der bedrängten Reichskreise und Stände, sowie überhaupt zu völliger Sicherheit des gesammten Reiches und seiner Grenzen das Triplum1), nach dem Fusse der im Reichsgutachten vom 30. August 1681 angenommenen Vertlieilung, mit guter, wohlgerüsteter Mannschaft aufs unverzüglichste von allen Reichskreisen und Ständen zu stellen, mit Proviant und überhaupt mit aller Erfordernis wohl zu versehen, und an den Kaiser und an das hiernächst anzuordnende Reichs-General-Commando (dessen Bestimmung und Verpflichtung für diesesmal dem Kaiser überlassen werde), anzuweisen sei, um alle diese Reichs- und Kreis-Truppen ohne Aufenthalt und Ausnahme, nach erheischender Nothdurft, an bestimmende Orte und Ende auf ziehen zu lassen“ 2). klärte Churpfalz, dass es zwar seinen Bundeszuzug in Bereitschaft setzen wolle, alle weiteren Massregeln jedoch ablehnen müsse; die Mehrheit der Stände des fränkischen Kreises fand, es gehe sie nichts an, wenn andere Beichsglieder vom Feinde angegriffen würden, sie wollten an einem Reichskriege durchaus nicht theil- haben; der fürsterzbischöfliche Gesandte von Paderborn sah sich veranlasst, der reichsväterlichen Fürsorge des deutschen Kaisers, welche sich in dessen Aufforderung zur Verteidigung des geliebten deutschen Vaterlandes ausspräche, im Angesichte des gesammten deutschen Reiches allerunterthänigsten Dank zu opfern aber mehr möge man von dem armen Stifte Paderborn nicht fordern; Preussen erklärte sich mit dem Vorschläge der kaiserlichen Kammer einverstanden, beantragte aber freien Handel zu wahren und hatte den Wunsch, dass der Herzog von Braunschweig zum Reichsfeldherrn erwählt würde; Hessen stimmte zu, betonte aber, dass es, auf Kosten des Landes, zu den verbündeten Heeren Oesterreichs und Preussens bisher das sechsfache seines pflichtigen Reichszuzuges gestellt habe. Auch dadurch trat Verzögerung in den Verhandlungen ein, dass den churmainzischen Directorial- Gesandten das Podagra beflel; er konnte den Sitzungssaal nicht besuchen und dass die anderen Gesandten in seiner Wohnung zusammengekommen wären, verstiess gegen die Form, eine Stellvertretung aber war nicht möglich, weil über die Berechtigung zu einer solchen mit anderen Churstaaten alter, unentschiedener Streit herrschte. Ditfurth, S. 228—230. *) Dreifaches Aufgebot. Das einfache betrug 40.000 Mann (28.000 Mann Fussvolk, 12.000 Reiter.) 2) Der Kaiser genehmigte dieses Reichsgutachten unterm 19. December und ordnete die Aufstellung der Kreis-Armeecorps für Ende Februar 1793 an. Ditfurth, S. 231, 232.