Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Hauptmann Veltzé: Der schriftliche Nachlass des Feldmarschalls und General-Lieutenants Raimund Fürsten Montecuccoli - Einleitung
und Generallientenants Raimund Fürsten Montecuecoli. 167 und unter den kaiserlichen Fahnen erblüht ist, dass er sich die ersten Lorbeeren, wie die grossen Thaten seines Lebens in deutschem Lande und von deutschem Geiste durchtränkt gesichert hat — ein wälsches Reis auf deutscher Erde. Dass er Heimathland und Muttersprache liebt, kann der, der Beides kennt, nur begreifen; dass er den Herzog von Modena oft noch seinen Fürsten nennt, ist menschlich schön, dass er aber seinem zweiten YTaterlande treu bleibt, selbst als die Versuchung an ihn herantritt, unter sehr ehrenvollen Bedingungen ganz in heimathliche Dienste zu treten, zeigt uns den Edelsinn dieses lauteren Charakters, der uns auch voll berechtigt, Montecuecoli unter diejenigen zu zählen, deren Devise war, im Leben wie im Sterben „gut kaiserlich allewege“. Dass ein Mann in dieser Stellung, im Glanze der vollsten kaiserlichen Gnade, Manchem Anlass zu Missgunst bot, dass er in- und ausserhalb des weiten Reiches Neider in Fülle hatte, ist erklärlich und so wie damals wird auch noch bis in die jüngste Zeit sein Rubin zu untergraben und zu verkleinern gesucht, den ihm doch in Wahrheit keiner zu schmälern vermag. Die Veröffentlichung seines Nachlasses macht jede Verthei- digung überflüssig. Streng gegen sich selbst, wie gegen Andere, hatte er stets nur das Wohl seines kaiserlichen Herrn im Auge, er sträubte sich oft gegen Verbaltungsmassregeln, die ihm verfehlt dünkten (bis zu dem Puncte, seinen Abschied zu erbitten), aber seine Erhaltung an der Spitze der Armee ist mit der Zeit eine Staatsnothwendigkeit geworden, der er sich nicht verschliessen kann und so sehen wir ihn zu wiederholtenmalen die Verantwortung für Misserfolge mit einer stoischen Ruhe tragen, die nur Derjenige zeigen kann, der weiss, dass er im Rechte sei. In seinen Mussestunden hat Montecuecoli seinem Herzen aber doch Luft gemacht und in der sorgsamen Aufbewahrung und Abschriftnahme der erhaltenen Befehle liegt seine glänzendste Rechtfertigung. Ein in den letzten Jahren von einem preussischen Schriftsteller l) auf die Reputation dieses verdienstvollen Feldherrn unter*) W. Nottebohm, Montecuecoli und die Legende von St. Gotthardt. Programm des Friedrich AVerder’schen Gymnasiums in Berlin. 1887.