Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Custine's Einbruch in Deutschland - Vertheilung der Streitkräfte und kriegerische Ereignisse am Ober-Rhein vom Ausbruch des Krieges an bis Mitte September 1792. General Custine
Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 11 noch den Uebergang des Éhein bei Fort Louis“ besorgen zu können; er bat daher „sehnlichst, dass Euer Liebden das Er- bach’sche Corps ohne Zeitverlust anhero beordern möchten, welches meines geringen Erachtens hier umso nothwendiger wäre, als wo es wirklich steht, um nicht etwa einem Affront ausgesetzt zu sein.“ L Die Franzosen hatten ihre Besatzungen im Bruntrutischen thatsächlich verstärkt.2) Schon am 20. Juni hatte die Nationalversammlung die Aushebung jedes sechsten Mannes angeordnet und sie machte in der Folge grossartige Anstrengungen3! zur Vergrösserung der französischen Wehrmacht. Bis Ende August trafen bei 30.000 Mann Verstärkung im Eisass ein und die französische Rhein-Armee wuchs dadurch, die Besatzungen einbegriffen, auf über 70.000 Mann an.4) FML. Esterházy konnte sein Vorhaben, über den Rhein nach Frankreich einzudringen, nicht ausführen; er musste sich auf die Festhaltung des ihm zugewiesenen Raumes beschränken. Als Kellermann — am 28. August — das Commando der Centrum-Armee von Luckner5) übernommen hatte und nachdem ihm von der Rhein-Armee 10.000 Mann Verstärkungen nach Metz nachgesendet worden waren, zog FZM. Fürst Hohenlohe auf J) K. A., F. A. 1792; VIII, 159. 2) Einem in der National-Versammlung am 23. Juli verlesenen Briefe zi\ Folge bestand damals die Rliein-Armee aus der 5. und 6. Division mit 27.000 Mann Linien-Infanterie, 18.000 Mann National-Freiwilligen, 6000 Reitern, 1700 Mann Artillerie, zusammen 47.000 (?) Mann, wovon fast 25.000 in Garnisonen, 22.000 in Lagern. Als Verstärkung waren (vom Kriegsminister) 8U0O Mann angekündigt. Dies wäre alles gewesen, was man zwischen Besan^on und Bitsch hätte den Verbündeten entgegenstellen können. Als ausserordentliches Mittel der Verstärkung dieser Armee wurde daher, im Einvernehmen zwischen dem Armee-Com- mando und den Directoren der Departements du Haut- et Bas-Rhin, du Doubs, du Jura, de la Sambre, auf Grund des Decretes derNational-Versammlung vom 20. Juni, der sechste Theil aller wehrfähigen Bürger dieser Departements sogleich einberufen, was eine Zahl von fast 40.000 Mann Nationalgarden ergab, welche die Rhein-Armee in kürzester Zeit auf einen Stand von 87.000 Mann bringen sollten Moniteur, Seite 868. 3) Siehe Mittheilungen, IV und VII, 47 und 48. 4) Moniteur, Seiten 931, 969. 5) Luckner kam nach Chalons als Armee-Organisator.